Kostenfreie Webinare zum Thema Energiewende, Sanieren und Heizen
July 22, 2025
Balkonkraftwerke, Wärmepumpen oder das große Sanierungsprojekt– wer sein Zuhause fit machen will für die Energiewende, hat viele Ansatzpunkte....
Balkonkraftwerke, Wärmepumpen oder das große Sanierungsprojekt – wer sein Zuhause fit machen will für die Energiewende, hat viele Ansatzpunkte. Aber den Überblick zu behalten über Möglichkeiten und Fallstricke, ist nicht immer einfach.
Die Umwelt- und Naturschutzorganisation WWF und die FUNKE Mediengruppe wollen deshalb in einer Reihe von kostenlosen Live-Webinaren darüber informieren, wie die Energiewende zu Hause praktisch und ganz konkret funktionieren kann. In der „Energieschmiede“ geben Expertinnen und Experten alle zwei Wochen am Dienstagabend Tipps und beantworten Fragen.
Die erste Ausgabe startet an diesem Dienstag, 22. Juli, um 18 Uhr auf Zoom und dreht sich um praxistaugliche und schnelle Lösungen für Sanierungen. In den weiteren Folgen soll es dann um kommunale Wärmeplanung und einen möglichen Heizungstausch gehen, um erneuerbare Energie im eigenen Heim und darum, wie auch Mieterinnen und Mieter von der Energiewende profitieren können.
"Wenn es um mehr Klimaschutz geht, müsse die Politik liefern", sagt Sebastian Breer, Experte für Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland. „Aber die Umsetzung liegt natürlich bei den Menschen vor Ort.“ Viele Menschen seien betroffen durch steigende fossile Heizkosten, viele hätten auch die Möglichkeit, Teil der Energiewende zu sein. „Wir versuchen in diesen Webinaren, Tipps und Tricks zu vermitteln, wie man selbst aktiv werden kann und auch finanziell profitieren kann von der Energiewende.“ Außerdem, sagt Breer, gehe es auch darum, mit Mythen aufzuräumen, die gerade zum Thema Energie und Gebäude existieren würden.
Die Teilnahme ist kostenlos, alle Webinare sind im Anschluss über den Youtube-Kanal des WWF abrufbar.
Quelle: Thüringer Allgemeine, 22.07.2025
Risiko Extremwetter - Gewitter, Hagel und Starkregen
July 12, 2025
🎥 Unser Film-Tipp in der ARD Mediathek fürs Wochenende: Der Klimawandel macht das Wetter immer unberechenbarer. Hagel, Sturm, Gewitter und Starkre...
🎥 Unser Film-Tipp in der ARD Mediathek fürs Wochenende: Der Klimawandel macht das Wetter immer unberechenbarer. Hagel, Sturm, Gewitter und Starkregen nehmen zu. Die Unwetter zerstören Autos, Häuser, Ernten und damit auch Existenzen. In wenigen Minuten können Hagelstürme die Ernte eines ganzen Jahres vernichten. Allein in Deutschland beziffert der Gesamtverband der Versicherer die Schäden durch Naturgefahren für das Jahr 2023 auf 5,7 Milliarden Euro. Die Dokumentation begleitet Wissenschaftler bei ihren Studien zu Folgen und Ursachen der extremen Niederschläge. Wird sich die Lage weiter zuspitzen und welche Maßnahmen sind nötig und möglich? Hier geht es direkt zur Doku in die ARD Mediathek.
Strandbad Kinzigsee: Saisoneröffnung mit Beats & Familienzeit am 19. Juni
June 16, 2025
Das Strandbad Kinzigsee startet in die neue Badesaison – und feiert das mit einem besonderen Event am Donnerstag, 19. Juni 2025: Unter dem Motto „...
Das Strandbad Kinzigsee startet in die neue Badesaison – und feiert das mit einem besonderen Event am Donnerstag, 19. Juni 2025: Unter dem Motto „SEE YOU THERE – Strandbad OPENING 2025“ erwartet die Besucherinnen und Besucher ein sommerlicher Feiertag mit Musik, Kinderprogramm und Beachfeeling pur.
Los geht es um 11 Uhr mit einem bunten Programm für Familien: Duck-Rodeo, eine Piraten-Hindernisbahn, Kinderschminken, das Spielmobil „Kecke Schnecke“ sowie eine Fotobox sorgen für Action, Kreativität und jede Menge Spaß für die kleinen Besucherinnen und Besucher. Bis 15 Uhr steht das Strandbad ganz im Zeichen der Familienzeit – mit Angeboten, die zum Mitmachen, Lachen und Verweilen einladen.
Ab 15 Uhr übernehmen dann drei DJs das musikalische Kommando: DJ Dripzz, DJ Dave und Motix bringen tanzbare Sounds und entspannte Beats direkt ans Wasser. Dazu gibt es Cocktails – ideal, um den Feiertag entspannt am See ausklingen zu lassen. Die Kombination aus Sonne, Musik und Wasser schafft genau die Atmosphäre, die den Sommer am Kinzigsee ausmacht.
Das Strandbad öffnet bereits am Montag, 16. Juni 2025, und soll mit Badevergnügen, Sandstrand und entspannter Atmosphäre für alle Altersgruppen sorgen (wir berichteten).
Auch nach dem Opening hält die Strandbadsaison am Kinzigsee zahlreiche Highlights bereit – von sportlichen Angeboten wie Beachvolleyball, Fitnesskursen, Spiel- und Kreativangebote für Kinder und Familien bis hin zu besonderen Wassersportangeboten wie Stand-Up-Paddling, Windsurfen und Segeln laden rund um den Kinzigsee zum aktiven Sommererlebnis ein. Auch auf weitere musikalische Sommerabende dürfen sich die Gäste freuen – etwa am 19. Juli und 23. August, wenn DJ Dripzz wieder den Soundtrack für entspannte Sommerabende am See liefert.
Bäume sind FreundeBäume spenden uns Schatten, regulieren den Wasserkreislauf und binden Schadstoffe aus der Luft. Sie tun darüber hinaus aber noch ...
Bäume sind Freunde
Bäume spenden uns Schatten, regulieren den Wasserkreislauf und binden Schadstoffe aus der Luft. Sie tun darüber hinaus aber noch viel mehr. Sie helfen uns auch, das Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre zu binden. Bäume atmen CO2 ein und Sauerstoff aus. Sie binden den Kohlenstoff in ihrem Holz, den Blättern und Früchten. Damit tragen sie maßgeblich im Kampf gegen den Klimawandel bei.
Das Klima-Taler Netzwerk wächst
Die Idee einer nachhaltigen Klima-Währung ist ein großer Erfolg. Bis Jahresende werden erstmals über 60 Kommunen am Klima-Taler Netzwerk teilnehmen. Im Frühjahr haben wir bereits die Schwelle von über 100.000 aktiven Nutzerinnen und Nutzern überschritten.
Nun kam der Wunsch auf, die Klima-Taler auch in anderen Bereichen, wie der Förderung nachhaltigen Konsums, der Kreislaufwirtschaft oder für ehrenamtliche Tätigkeiten einzusetzen. Wer an diesen Maßnahmen teilnimmt, kann sich so mit Klima-Talern ebenfalls motivieren lassen. Die Maßnahmen selbst allerdings erzeugen nicht unbedingt eine CO2 Vermeidung. Wie also sollen wir mit diesen zusätzlichen Klima-Talern umgehen? Daher haben wir beschlossen, den Herstellungsprozess der Klima-Taler zu erweitern. Die durch Baumpflanzungen erzeugten CO2 Einsparungen wandeln wir in Klima-Taler. Je Baum rechnen wir mit 200 Kilogramm Einsparleistung, was einem Gegenwert von 40 Klima-Talern á 5 kg entspricht. Damit ist der Wert der von euch durch die Nutzung der nachhaltigen Mobilität erzeugten Klima-Taler und der Klima-Taler, die ihr im Reparatur-Café erhaltet, exakt gleich, nämlich immer 5 kg CO2 Einsparung.
Wo pflanzen wir die Bäume?
Die neuen Klima-Taler kommen von den Bäumen, die unser Pflanzpartner Iplantatree.org in Deutschland pflanzt. Aktuell pflanzen wir im Revier Zollhaus, das zum Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt gehört und zwischen den Ortschaften Sangerhausen und Wippra liegt.
Es ist Teil des Landschaftsschutzgebietes „Harz und südliches Harzvorland“ sowie des Biosphärenreservates „Karstlandschaft Südharz“. Wer mehr wissen will, kann sich hier informieren:
Die gemeinnützige GmbH mit Sitz in Halle hat übrigens 2024 den Umweltpreis des Landes Sachsen-Anhalt für Ihr Konzept gewonnen. Schaut gerne mal rein, vielleicht habt ihr ja Lust und pflanzt ebenfalls ein paar Bäume, zum Geburtstag, als Geschenk oder einfach nur so, weil Bäume einfach Freunde sind.
Was gibt es nun für dich zu tun?
Um einen der Bäume freizuschalten, musst du 200 km Laufen oder Radfahren. Hierfür hast du 30 Tage Zeit. Erreichst du innerhalb von 30 Tagen nicht diese Strecke, verfallen deine Kilometer am Folgetag und du startest wieder von Neuem.
Der grüne Kreis zeigt die bereits erreichten Kilometer. Der gelbe Kreis zeigt die verbleibende Zeit, um die geforderte Strecke zu erreichen.
Earth Hour 2025
March 20, 2025
Der WWF ruft alle Menschen auf am 22. März ein Zeichen für Klimaschutz zu setzen. In diesem Jahr steht die Aktion unter dem Motto „Licht aus. Stim...
Der WWF ruft alle Menschen auf am 22. März ein Zeichen für Klimaschutz zu setzen. In diesem Jahr steht die Aktion unter dem Motto „Licht aus. Stimme an. Gemeinsam für einen lebendigen Planeten“. 12 Klima-Taler Kommunen sind aktiv beteiligt.
Mit der Earth Hour fordern Menschen, Städte und Unternehmen weltweit mehr Einsatz für den Klimaschutz. Sie schalten dafür am Samstag, 22. März, um 20:30 Uhr für eine Stunde das Licht aus, um so ein Zeichen zu setzen. Bekannte Bauwerke stehen dann wieder in symbolischer Dunkelheit, darunter Wahrzeichen wie das Brandenburger Tor in Berlin, der Big Ben in London oder die Christusstatue in Rio de Janeiro.
Die Earth Hour ist ein wichtiger Moment, für unsere Erde und unsere Lebensgrundlagen einzustehen und gemeinsam eine nachhaltige und zukunftsfähige Politik und Wirtschaft einzufordern. Zusammen können wir den Wandel schaffen. In diesem Jahr ruft der WWF nicht nur dazu auf, das Licht auszustellen, sondern auch die Stimme zu erheben. Ganz egal, ob im Privaten oder auf der Straße, alleine oder mit Band oder Chor: Zur Earth Hour können alle Menschen zeigen, dass ihre Stimme zählt und dass sie ihre Stimme für den Klima- und Umweltschutz einsetzen. Damit wird ein deutliches Zeichen für die nächste Bundesregierung gesetzt. Außerdem: Singen macht glücklich und stärkt das Gemeinschaftsgefühl – und all das brauchen wir angesichts eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, der Klimakrise. Sie betrifft uns alle, aber wir alle können auch für besseren Klimaschutz einstehen. Daher steht die Earth Hour 2025 auch unter dem Motto „Deine Stimme für unseren Planeten“.
Der Blick richtet sich in diesem Jahr auf die nächste Bundesregierung: Sie hat zur Aufgabe, die Wirtschaft nachhaltig aufzustellen, denn nur so ist sie auch in Zukunft erfolgreich und kann das Rückgrat unseres Wohlstands sein. Dafür braucht es Investitionen in die Energiewende, in die Infrastruktur. Alles, was heute nicht investiert wird, fällt morgen doppelt und dreifach auf uns zurück.
Der WWF ruft in diesem Jahr zum 19. Mal zur Earth Hour auf. Mittlerweile wird die „Stunde der Erde“ auf allen Kontinenten gefeiert. In den vergangenen Jahren haben sich tausende Städte in 192 Ländern beteiligt. Allein in Deutschland haben 2024 560 Städte und Gemeinden teilgenommen.
Alle Infos zum Mitmachen gibt es unter wwf.de/earth-hour
Diese Klima-Taler Kommunen sind dabei:
Seien es Energieberatungen, die Wärmewende, nachhaltige Mobilität und Konsum: Wirklich umgesetzt wird Klimaschutz durch die Menschen vor Ort, daher lohnt sich ein Blick auf die entsprechenden Informationsangeobote der Kommunen. Die öffentlichen Gebäude an denen am 22.03.2025 von 20:30 bis 21:30 das Licht ausgeschaltet ist seien hier auch erwähnt:
Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums des Zentrums für Lehre und Weiterbildung (zlw) an der Uni Stuttgart fand am 4. Dezember 2024 ein Gastvortrag ...
Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums des Zentrums für Lehre und Weiterbildung (zlw) an der Uni Stuttgart fand am 4. Dezember 2024 ein Gastvortrag von Prof. Dr. Harald Lesch statt. Lesch ist Professor für Astrophysik an der LMU München und den meisten von euch sicherlich bestens bekannt als unterhaltsamer Kommunikator harter Fakten und wissenschaftlicher Inhalte.
“Fast jeden Monat gibt es neue Temperaturrekorde zu vermelden, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Hitzewellen, Dürren und Extremwetterereignisse nehmen zu, und die Auswirkungen betreffen inzwischen alle Lebewesen, insbesondere uns Menschen – wir sind sehr empfindlich, wenn es um thermodynamische Randbedingungen geht. Wenn es zu heiß und zu feucht wird, ist der Tag ein „day above deadly threshold“, der Fachbegriff für lebensbedrohliche Hitzewellen.
Die entscheidenden Fragen drängen sich daher auf: Wie steht es um das Klima, den Klimawandel und den Klimaschutz? Wie gehen wir mit der Veränderung des Zustands unserer Natur um? Wie verändert sich das Verhältnis zwischen Mensch und Natur, und was können und müssen wir tun?”
Wer sich den aktuellen “Stand der Dinge” in klaren Worten und harten Fakten nicht entgehen lassen möchte, sollte hier einmal reinschauen. Wie immer unser Hinweis bei allen Video Inhalten. Achtet bitte darauf im WiFi Netz zu sein, wenn ihr euch Videos anschaut 🙂
Ergebnisse der Klima Challenge 2024 🏃 🚴 🚎 🚈 🌍 🏆
January 19, 2025
Ein aufregendes Jahr mit vielen neuen Kommunen und engagierten Klimaschützer*innen in nunmehr drei Ländern und mit über 500 Klima-Taler Partnern li...
Ein aufregendes Jahr mit vielen neuen Kommunen und engagierten Klimaschützer*innen in nunmehr drei Ländern und mit über 500 Klima-Taler Partnern liegt hinter uns.
Erstmals über 100.000 Teilnehmer*innen
Hier die kumulierten Ergebnisse aus allen Städten und Apps.
Gemeinsam noch besser
Unsere gemeinsam genutzte Klima-Taler App wurde 2024 zum klaren Favoriten der Kommunen. Die unkomplizierte, zeitsparende und kostengünstige Teilnahmemöglichkeit überzeugte kleine wie auch große Kommunen und auch die ersten Landkreise und einen Regionalverband. Mit Hilfe von Rahmenvereinbarungen ermöglichen wir den Kommunen in deren Gebieten die kostenfreie Teilnahme.
So freuen wir uns sehr auf die vielen neuen Städte und Landkreise die 2025 starten werden und damit das Klima-Taler Netzwerk für alle attraktiver machen. Denn je mehr Kommunen teilnehmen, desto attraktiver werden auch die Klima-Taler und desto größer ist auch der Anreiz für klimafreundliches Verhalten. So können alle Gewinner werden am Klimaschutz, Bürger, Wirtschaft und Verwaltungen.
Platz 1: Stadt Leer in Ostfriesland
Einen phänomenalen Aufstieg hat die Stadt Leer in 2024 hingelegt. 291,5 Tonnen CO2 wurden von den Bürgerinnen und Bürgern eingespart – das entspricht der CO₂-Bindung von 1.458 Bäumen in 100 Jahren. Zusätzlich wurden durch Strom-, Wärme- und Wassersparen erhebliche Beiträge geleistet. Leer hat mit 54 teilnehmenden lokalen Einzelhändlern und über 10.000 eingetauschten Klima-Talern auch den nachhaltigen Konsum gefördert und bewiesen, dass Klimaschutz und regionale Wirtschaftsförderung Hand in Hand gehen können.
Platz 2: Stadt Meiningen in Thüringen
Auf dem zweiten Platz glänzt Meiningen mit einer herausragenden Einsparung von 201,5 Tonnen CO₂, was der CO₂-Bindung von 1.008 Bäumen über 100 Jahre entspricht. Besonders beeindruckend ist der Rekord im Bereich Laufen: Die Bürgerinnen und Bürger in Meiningen haben mit 340.520 Kilometern zusammen acht Mal die Welt umrundet. Nahezu 25% der erzeugten Klima-Taler wurden in den teilnehmenden Geschäften eingetauscht.
Platz 3: Stadt Kempen am Niederrhein
Den dritten Platz sichert sich die Stadt Kempen am Niederrhein mit über 170 Tonnen CO2 Einsparungen und phänomenalen 160.373 eingebuchten Klimaschutz-Aktivitäten. Dass Kempen die kompetitive Lust ihrer Bürgerinnen und Bürger auf Klimaschutz auch 2025 nutzen wird, daran besteht kein Zweifel. Hat doch der gesamte Kreis Viersen mit 9 Städten bereits seine Teilnahme bekundet. Wir jedenfalls sind gespannt auf den “Battle am Niederrhein”.
Platz 4: Stadt Gladbeck in NRW
Gladbeck sicherte sich den vierten Platz in der Klima Challenge 2024 mit einer CO₂-Einsparung von 147,3 Tonnen, was der CO₂-Bindung von 737 Bäumen über 100 Jahre entspricht. Mit 1.358 Teilnehmenden wurden insgesamt 338.974 Kilometer mit dem Fahrrad und 226.659 Kilometer mit Bus und Bahn zurückgelegt. Auch das Einsparen von Wasser (1,18 Millionen Liter) und Strom (51.512 kWh) zeigt den großartigen Einsatz der Menschen für den Klimaschutz.
Platz 5: Stadt Köln
Spät im Jahr gestartet hat Köln ab September zur Aufholjagd angesetzt. Der “Bosskampf” fand mit der Stadt Leer im Dezember statt. Köln erreichte in diesem nassen, kalten und dunklen Monat tatsächlich 32.606 Kilogramm CO2 Einsparungen und überrundete die Stadt Leer am Ende um lediglich 237 kg. Wir sind jedenfalls auf die weiteren Monate gespannt. Insbesondere, da wir beobachten konnten, dass sich weitere Städte wie Frankfurt am Main und München schon am Spielfeldrand warmlaufen. Es belibt spannend.
Platz 6: Königstein im Taunus
Königstein ist mit lediglich 16.831 Einwohner*innen die kleinste teilnehmende Kommune in der Klima-Taler Challenge und zugleich eine der aktivsten, was sich auch in der Einsparleistung in Höhe von 131.5 Tonnen CO2 wiederspiegelt und Königstein den sechsten Platz einbrachte. Gerade mal etwas über acht Tonnen Einsparungen fehlten für den fünften Platz. Hervorzuheben für die Teilnahmemotivation ist dabei sicherlich auch die großartige Zusammenarbeit von Klimaschutzmanagement, Schulen und den Schwimmbädern der Kurstadt.
Platz 7: Nidderau in Hessen
Platz 7 geht ebenfalls nach Hessen ins Rhein-Main-Gebiet, an die Stadt Nidderau mit nahezu 100 Tonnen eingespartem CO2. Dieses entspricht der CO2 Bindung von 488 Baumpflanzungen über einen Zeitraum von 100 Jahren. Ich hoffe dieser Vergleich zeigt wie powerful die eigenen täglichen kleinen Veränderungen sein können.
Platz 8: Prenzlau in Brandenburg
Prenzlau überzeugte 2024 mit 88,1 Tonnen CO₂-Einsparung. 628 Teilnehmende legten 133.871 Kilometer zu Fuß und 92.219 Kilometer mit dem Fahrrad zurück. Die Bürger*innen sparten zudem fast 900.000 Liter Wasser und zeigte mit 80.499 Klima-Aktivitäten, wie gemeinschaftlicher Klimaschutz gelingt.
Platz 9: Kreisstadt Bergheim
Bergheim erzielte 47,6 Tonnen CO₂-Einsparung durch die Unterstützung von 641 Teilnehmenden, die gemeinsam 69.603 Kilometer zu Fuß und 73.197 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegten. Weitere Einsparungen insbesondere im Bereich Elektromobilität und ÖPNV unterstreichen das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für den Klimaschutz.
Platz 10: Stadt Kelsterbach in Hessen
Kelsterbach erreichte 42,5 Tonnen CO₂-Einsparung durch 331 aktive Teilnehmende, die 47.007 Kilometer zu Fuß und 63.838 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegten.
Platz 11: Verbandsgemeinde Schweich
Die Verbandsgemeinde Schweich erreichte 37,7 Tonnen CO₂-Einsparung, unterstützt von 578 aktiven Teilnehmenden. Diese legten 69.027 Kilometer zu Fuß und 69.187 Kilometer mit dem Fahrrad zurück.
Platz 12: Stadt Eschborn
Eschborn sparte 34,2 Tonnen CO₂ ein und verzeichnete die Teilnahme von 269 Personen, die 45.854 Kilometer zu Fuß und 47.237 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegten.
Platz 13: Maintal in Hessen
Maintal konnte 22,9 Tonnen CO₂ einsparen, unterstützt von 280 aktiven Teilnehmenden. Gemeinsam legten sie 27.958 Kilometer zu Fuß, 34.230 Kilometer mit dem Fahrrad und 71.108 Kilometer mit Elektroautos zurück.
Platz 14: Stadt Rüsselsheim
Rüsselsheim am Main erzielte 16,4 Tonnen CO₂-Einsparung durch die Unterstützung von 183 Teilnehmenden. Gemeinsam legten sie 16.456 Kilometer zu Fuß und 40.748 Kilometer mit dem Fahrrad zurück.
Platz 15: Stadt Langenselbold
Langenselbold erreichte 10 Tonnen CO₂-Einsparung dank 94 Teilnehmenden, die gemeinsam 11.476 Kilometer zu Fuß, 13.700 Kilometer mit dem Fahrrad und 40.619 Kilometer mit Elektroautos zurücklegten.
Ergebnisse aus den Städten mit eigener App
Hamm in Westfalen
Hamm erreichte eine phänomenale Einsparung von über 2.740 Tonnen CO₂ dank der über 40.000 Teilnehmenden, die gemeinsam 3,8 Mio Kilometer zu Fuß und 4,7 Mio Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegten. Zudem wurden über 1,2 Mio Klima-Maßnahmen in 2024 durchgeführt. Belohnt wurden die Hammer vom Bürgermeister mit freien Eintritt für Klima-Taler in sechs Schwimmbädern, vier Sport-Arenen und dem beliebten Hammer Maxipark.
Stadt Aachen
Aachen will 2030 klimaneutral werden. Um die Infrastruktur datenbasiert und bürgernah umbauen zu können, braucht es aktuelle Einsichten in die städtische Mobilität. Hierfür hatte die Stadtverwaltung 2022 mit großem Erfolg die White Label Klima-Taler App “aachen.move” eingeführt. Das ursprünglich auf ein Jahr angelegte Projekt kam so gut an, dass aus einem Jahr drei wurden. Ende 2024 war dann aber endgültig Schluss und aachen.move wurde vom Store genommen.
Im Zuge dessen erreichten uns immer mehr Anfragen aus Aachen mit der Bitte, die App doch weiterlaufen zu lassen. Etwas was wir nicht entscheiden können. Aber wir haben euch in der gemeinsam genutzten Klima-Taler App das Team “Stadt Aachen” eingerichtet. Wer also partout nicht vom Klima-Taler lassen möchte :), kann dort weiterhin für Aachen antreten.
Stadt Darmstadt
Darmstadt erreichte 278 Tonnen CO₂-Einsparung dank 6.987 Teilnehmenden, die gemeinsam 492.978 Kilometer zu Fuß, 571.319 Kilometer mit dem Fahrrad und 1 Mio Kilometer mit Bus & Bahn zurücklegten.
Münsterland
Das Münsterland erreichte 137.686 Kilogramm CO₂-Einsparung dank 8.830 Teilnehmenden, die gemeinsam 117.801 Kilometer zu Fuß, 285.702 Kilometer mit dem Fahrrad und 735.569 Kilometer mit Bus & Bahn zurücklegten.
Die Zahlen aus den Städten in Portugal und Finnland sind leider aus technischen Gründen hier nicht möglich abzubilden. Wir arbeiten dran 🙂
KlimaZeit für den Klima-Taler
January 14, 2025
Der Hessische Rundfunk war zu Gast in Königstein im Taunus. Die KlimaZeit berichtet über den Klima-Taler, der dort bereits seit zwei Jahren vom Klim...
Der Hessische Rundfunk war zu Gast in Königstein im Taunus. Die KlimaZeit berichtet über den Klima-Taler, der dort bereits seit zwei Jahren vom Klimaschutzmanagement der Stadt und den Schulen intensiv genutzt wird. Die Sendung ist in der ARD Mediathek zu finden oder ab Minute 4:45 auf YouTube.
Anschauen lohnt sich. Bitte achtet aber darauf, dass ihr im WiFi Netz seid. 🙂
🎥 🌍 Unser Film-Tipp für die Weihnachtszeit: Don't Look Up; ☄️
December 21, 2024
Wer diesen Film noch nicht kennt, den beneide ich ehrlich gesagt um die Möglichkeit, ihn zum ersten Mal zu sehen. Und für alle, die ihn schon kennen...
Wer diesen Film noch nicht kennt, den beneide ich ehrlich gesagt um die Möglichkeit, ihn zum ersten Mal zu sehen. Und für alle, die ihn schon kennen: Warum nicht ein zweites Mal anschauen? Denn allein Leonardo DiCaprios brillante Darstellung des Dr. Randall Mindy und Jennifer Lawrences mitreißende Performance als Doktorandin Kate Dibiasky machen diesen Film zu einem der unterhaltsamsten, die ich kenne.
“Don’t Look Up” ist eine bitterböse Satire, die die Dringlichkeit der Klimakrise und den Umgang der Gesellschaft mit globalen Katastrophen aufzeigt. Die Handlung folgt zwei Astronomen, die eine erschütternde Entdeckung machen: Ein riesiger Komet rast auf die Erde zu und wird den Planeten in wenigen Monaten zerstören.
Was folgt, ist eine absurde und zugleich erschreckende Reise, in der sie verzweifelt versuchen, die Öffentlichkeit und die politische Führung für die drohende Gefahr zu sensibilisieren. Doch anstatt entschlossen zu handeln, reagieren Medien, Politiker und Gesellschaft mit Ignoranz, Ablenkung und Gleichgültigkeit.
Auf satirische Weise hält der Film der Gesellschaft den Spiegel vor, indem er zeigt, wie Profitgier, politische Machtspiele und oberflächliche Medienkultur notwendige Entscheidungen blockieren – und das alles in einer Zeit, in der die Uhr unaufhaltsam tickt.
Aber: “Don’t Look Up” ist kein klassischer Klimafilm. Sein pechschwarzer Humor, gepaart mit einem beeindruckenden Hollywood-Cast – darunter Timothée Chalamet (bekannt aus Dune), Meryl Streep und Marvel-Star Chris Evans – machen ihn unwiderstehlich. Ein Film, der zum Lachen bringt aber auch nachdenklich macht. Also etwas für die Feiertage!
Die Verbraucherzentrale Hessen informiert über aktuelle Änderungen bei Energiethemen
Im Jahr 2025 treten einige Änderungen in Kraft, die etwa alte Heizungsanlagen, Heizkosten, die Förderung von Wärmepumpen oder auch neue Photovoltaik-Anlagen betreffen. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale Hessen stellt einige dieser Änderunge
Emissionsgrenzwerte bei alten Heizungsanlagen Heizkessel, die zwischen dem 1. Januar 2005 und dem 21. März 2010 in Betrieb genommen wurden, sowie Einzelfeuerungen mit Inbetriebnahme zwischen 1. Januar 1995 und 21. März 2010 müssen strengere Emissionsgrenzwerte für Feinstaub und Kohlenmonoxid einhalten. Werden die Grenzwerte überschritten ist der Weiterbetrieb unzulässig. Auskunft darüber, ob eine bestehende Anlage betroffen ist, liefert der Feuerstättenbescheid des bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegers. Steigende Emissionskosten bei Gas und Erdöl Ab Januar 2025 steigt der Preis für CO2, wodurch sich voraussichtlich auch die Kosten für das Heizen mit fossilen Brennstoffen erhöhen. Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh Gas ist mit Mehrkosten von etwa 48 Euro brutto zu rechnen. Bei einem Jahresverbrauch von 2.000 Liter Heizöl steigen die Kosten um etwa 63 Euro brutto. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Wer auf erneuerbare Energien umstellt, muss diese Emissionskosten nicht zahlen. Voraussetzung für die Förderung von Wärmepumpen Wer ab 2025 den Zuschuss für den Einbau einer Wärmepumpe in der Bundesförderung für effiziente Gebäude beantragen will, muss dafür sorgen, dass die Wärmepumpe an ein zertifiziertes Smart-Meter-Gateway angeschlossen werden kann. Die Grundförderung für den Einbau einer Wärmepumpe beträgt 30 Prozent der Kosten. Durch Bonusförderungen sind in der Summe bis zu 70 Prozent Zuschuss möglich. Einspeisevergütung bei neuen Photovoltaikanlagen Wer 2025 beabsichtigt, eine Photovoltaikanlage in Betrieb zu nehmen, erhält ab Februar weniger Geld für die Einspeisung von Solarstrom in das öffentliche Netz. Bei Anlagen bis zu 10 Kilowatt Leistung, die teilweise in das Stromnetz einspeisen, sinkt die Einspeisevergütung um etwa 1 Prozent auf dann 7,95 Cent pro Kilowattstunde. Für alle, die bereits eine Photovoltaikanlage in Betrieb haben, ändert sich erst einmal nichts, da die feste Einspeisevergütung für 20 Jahre gilt. Gute Beratung hilft Wer sich zuvor beraten lässt, weiß mehr und kann Fehler vermeiden. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale Hessen berät unabhängig, kompetent und individuell. Unsere Energieberaterinnen und Energieberater beraten nach vorheriger Terminvereinbarung kostenfrei per Telefon, per Video sowie in unseren Beratungsstellen oder, falls erforderlich, auch bei Ihnen zuhause für 30 Euro (ab 01.01.2025 für 40 Euro). Eine Terminvereinbarung ist möglich unter der kostenfreien Rufnummer 0800 – 809 802 400. Auch ein Blick auf verbraucherzentrale-energieberatung.de lohnt sich, denn hier werden immer wieder neue Online-Vorträge zu Energie-Themen angekündigt.
Nächste Termine in den Beratungsstellen (Terminvereinbarung siehe oben) Königstein i.Ts.: 13.01.2025 (2. Montag im Monat) von 14:30-17:30 Uhr Maintal: am 1. und 3. Donnerstag im Monat von 15-18 Uhr Meiningen: jeden Dienstag von 14.00-18.00 Uhr Prenzlau: jeden 1. Donnerstag im Monat 13-16:45 Uhr Rüsselsheim am Main: jeden 1. Mittwoch im Monat von 14:00 – 18:00 Uhr VG Schweich: jeden 4. Freitag im Monat von 13 – 16 Uhr …weitere finden Sie unter https://verbraucherzentrale-energieberatung.de/beratung/beratungsstellen/
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt (Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Hessen vom 10.12.24).
Europas größter Nachhaltigkeitspreis geht an den Klima-Taler – Danke an euch alle!
November 23, 2024
🎉 Es ist offiziell: Der Klima-Taler hat den größten europäischen Nachhaltigkeitspreis gewonnen! 🏆 Mit 1.600 Bewerbungen ist der Deutsche Nach...
🎉 Es ist offiziell: Der Klima-Taler hat den größten europäischen Nachhaltigkeitspreis gewonnen!
🏆 Mit 1.600 Bewerbungen ist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis (DNP) der bedeutendste Preis Europas, der nachhaltiges Engagement würdigt. Wir sind unendlich stolz auf alle Kommunen, Teilnehmenden und die vielen Händlerinnen und Händler im Klima-Taler-Netzwerk, die in der Kategorie Gesellschaft mit diesem Preis ausgezeichnet wurden. Diese Ehrung gehört euch allen, die ihr täglich durch eure Entscheidungen den Klimaschutz vorantreibt. Es sind die vielen kleinen Taten, die gemeinsam Großes bewirken. Herzlichen Dank an euch alle!
Taunus Klimatage 2024
September 4, 2024
Nach dem erfolgreichen Debüt letztes Jahr finden die Taunus Klimatage° dieses Jahr vom 01. September bis 13. Oktober statt.Diesmal haben sich die St...
Nach dem erfolgreichen Debüt letztes Jahr finden die Taunus Klimatage° dieses Jahr vom 01. September bis 13. Oktober statt.
Diesmal haben sich die Städte Königstein, Kronberg, Oberursel, Usingen und der Hochtaunuskreis zusammengetan, um allen, die im Taunus leben oder arbeiten, ein breites Informationsangebot rund um die Themen Klimaschutz, Solarenergie, Heizen und eine Übersicht aktueller Fördermöglichkeiten zu bieten. Außerdem können Sie mit vielen Aktiven aus der Region auf einer Vielzahl von lokalen Festen in Kontakt treten.
In den ersten drei Wochen findet im gesamten Hochtaunuskreis auch wieder das beliebte Stadtradeln statt. Wir laden Sie herzlich ein, bei hoffentlich gutem Wetter für Ihr Team und Ihre Stadt in die Pedale zu treten und die Veranstaltungen mit dem Rad zu besuchen!
In und um Königstein können Sie sich auf folgende Highlights freuen:
Am Samstag, den 07. September lädt das Team vom ErlebnisAcker Taunus (EAT) 14 bis 17 Uhr zum Familien-Aktionsnachmittag an der Rotebergstraße (Kelkheim, Richtung Schneidhain) ein, denn leckeres Essen anbauen und Klima-Schützen passt hier prima zusammen.
Am Donnerstag, den 26. September, widmet der Opel-Zoo von 10 bis 13 Uhr dem Thema Klimawandel und Artenvielfalt einen besonderen Stand in der Zooschule. Mit vielen Materialen geht es schwerpunktmäßig um die Zucht und Auswilderung von Feldhamstern, Europäischen Sumpfschildkröten und Steinkäuzen. Interessierte von Jung bis Alt sind herzlich eingeladen! Bitte beachten: Der reguläre Eintrittspreis ist zu entrichten.
Am Sonntag, den 29. September, lädt der Handwerker und Gewerbeverein Königstein von 13 bis 18 Uhr zum Verkaufsoffenen Sonntag mit Vereinsmeile anlässlich des Oktoberfestes. Akteure von Klimakommission, foodsharing e.V., ADFC, BUND, sowie Energie-Experten und Klimaschutzbeauftragte beantworten Ihnen gerne individuelle Fragen und beraten Sie vor Ort. Der Süwag-Energiegarten lädt zum Verweilen und basteln ein. Und auch die bereits im August aufgestellten Stadtmöbel können noch bis Ende Oktober getestet werden. Per Fahrrad anreisenden Gästen haben dabei zusätzliche Abstellmöglichkeiten.
Alle, die sich zum Thema „Zukunftsfähig heizen und sanieren: Chancen und Fördermittel für mein Haus“ informieren möchten, sind am 30. September 19 Uhr in die Immanuelkirche in die hintere Schlossgasse eingeladen. Dort veranstaltet die Stadt, zusammen mit der LandesEnergieAgentur Hessen (LEA) einen Info-Abend und stellt die Chancen samt vielfältigen Fördermöglichkeiten bei der Eigenheimsanierung sowie Maßnahmen für Mieterinnen und Mieter vor. Die Taunus Sparkasse gibt praktische Einblicke zur energetischen Modernisierung und weitere Experten stehen für Fragen zur Verfügung.
Das komplette Programm der Taunus Klimatage° mit allen Themen, Veranstaltungsorten, Uhrzeiten ist unter www.hochtaunuskreis.de/klimatage abrufbar. Gedruckte Programmhefte gibt es unter anderem in der Kur- und Stadtinformation zwischen Stadtmitte und Kurpark im Rathaus.
Umfrage: Mobilitätsstationen als sinnvolle Maßnahme zur Reduzierung von Treibhausgasen?
July 26, 2024
Mobilitätsstationen können Lösungen zur Einsparung von Treibhausgasen im Verkehrssektor sein. Doch wie gut werden diese angenommen? D...
Mobilitätsstationen können Lösungen zur Einsparung von Treibhausgasen im Verkehrssektor sein. Doch wie gut werden diese angenommen? Die Firma Carré Mobility GmbH hat in Maintal-Dörnigheim einen Popup-Mobility Hub mit einem E-Auto und zwei E-Lastenrädern für zwei Monate eingerichtet. Die Frankfurt School of Applied Sciences begleitet das Projekt wissenschaftlich und ruft zur Teilnahme an einer deutschlandweiten Umfrage bis 09.08.2024 auf: https://survey.questionstar.com/ea7374d6.
Der Verkehrssektor ist derjenige Sektor, bei welchem die Bemühungen zur Einsparung von Treibhausgasen bisher deutschlandweit am wenigsten Erfolg gezeigt haben. Laut Umweltbundesamt war der Verkehrssektor im Jahr 2023 für rund 146 Millionen Tonnen Treibhausgase verantwortlich und trug mit rund 22 % zu den Treibhausgasemissionen Deutschlands bei. Mit nur 10,9 % Minderung gegenüber 1990 hat der Verkehr seine Emissionen dabei – verglichen mit anderen Sektoren – deutlich weniger verringert.
Eine wichtige Zielgruppe für Maßnahmen zur Reduzierung von klimaschädlichen Treibhausgasen sind Bewohner*innen von städtischen Wohngebieten, die sehr unterschiedlich sind, was die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel anbetrifft, das Vorhandensein von gut ausgebauten Fahrradwegen, oder auch die Möglichkeit, das eigene E-Auto laden zu können. Auf die Einwohner*innen bezogen, herrscht aus verschiedenen Gründen immer noch der Trend einer hohen Zulassungsrate an Pkws vor, die zum größten Teil noch mit fossilen Energieträgern betrieben werden. Dabei spielt der Bedarf nach Flexibilität in der Fortbewegung eine große Rolle, aber auch der Bedarf nach Zeitersparnis aufgrund eines eng getakteten Alltags. Häufig wird das Auto auch zur Überbrückung der letzten Meile zum ÖPNV genutzt.
Auswertungen der Stadt Maintal zeigen, dass im Jahr 2019 0,52 privat zugelassene Personenkraftfahrzeuge auf einen Einwohner bzw. eine Einwohnerin kamen. Der Anteil an E-Fahrzeugen belief sich auf ca. 0,05 %. Mit Benzin und Diesel betriebene Pkw waren anteilsmäßig mit 94 % vertreten.
Ein Blick in die Zukunft im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes der Stadt macht deutlich, dass eine Erreichung der Klimaneutralität im Verkehrssektor besonderer Anstrengungen bedarf. Der motorisierte Individualverkehr ist bezüglich des Treibhausgasausstoßes bis 2030 in Maintal immerhin als leicht rückgängig prognostiziert. Aus diesen Gründen wurde die klimafreundliche Gestaltung der Mobilität als ein zentrales Handlungsfeld der Stadt ausgewählt und eine Reihe von Maßnahmen hierzu entwickelt.
Ein Ansatz ist beispielsweise die Einführung von Mobilitätsstationen, auch Mobility Hubs genannt. Dabei handelt es sich um ein Angebot an ausleihbaren und möglichst durch Ökostrom betriebenen Fahrzeugen, wie Pkw, Roller, E-Bikes und E-Lastenräder. Der Vorteil von Mobility Hubs ist, dass der Zugang zur Mobilität vor der eigenen Haustür maßgeblich erhöht wird, ohne dafür ein eigenes Fahrzeug nutzen oder gar anschaffen zu müssen. Mobility Hubs können inmitten eines Wohngebietes liegen, sie können aber auch an Bahnhöfen verortet sein, von wo aus Menschen außerhalb des ÖPNV ihren Weg fortsetzen wollen.
Wie gut Mobility Hubs in einer sogenannten Mittelstadt funktionieren, wird aktuell in Maintal mit ca. 40.000 Einwohnerinnen und Einwohnern durch die Frankfurt University of Applied Sciences erhoben. Hierzu wurde in dem Neubaugebiet Eichenheege in Maintal-Dörnigheim, das sich aufgrund eines Wohnraumförderkonzepts besonders durch einen hohen Anteil an Familien auszeichnet, ein Pop-up-Hub mit einem E-Pkw und zwei E-Lastenrädern über die Firma Carré Mobility GmbH errichtet.
Innerhalb von zwei Monaten bis einschließlich Ende August 2024 stehen die Fahrzeuge des Hubs für die Anwohner*innen, aber auch für alle anderen Menschen in Maintal zur Ausleihe gegen Entgelt bereit. Ob der Standort verstetigt wird, hängt vom Erfolg des Forschungsprojekts ab. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung durch die Frankfurt University of Applied Sciences wird eine Umfrage durchgeführt, an der sich alle Interessierten, auch außerhalb des Untersuchungsraums noch biszum 09.08.2024 beteiligen können.
Eine Umfrage mit Klima-Taler-Mehrwert
June 15, 2024
Der Klima-Taler ist die Idee, Veränderung spielerisch mit Spaß und Belohnungen anzustoßen, statt mit Verboten und Verzicht. Denn leider führt die ...
Der Klima-Taler ist die Idee, Veränderung spielerisch mit Spaß und Belohnungen anzustoßen, statt mit Verboten und Verzicht. Denn leider führt die Klimakrise alleine nicht dazu, dass wir unsere Gewohnheiten verändern. Das liegt auch daran, dass die langfristigen Auswirkungen erst sehr spät sichtbar werden. Mit dem Klima-Taler aber haben wir eine Möglichkeit geschaffen, uns selbst unmittelbar für die Teilnahme am Klimaschutz zu belohnen. Das wirkt, hält uns zudem in gesunder Bewegung und macht auch noch Spaß.
Damit uns die Kommunen die für den Betrieb der Klima-Taler notwendigen Ressourcen bereitstellen können, ist es aber wichtig, zu zeigen, dass der Klima-Taler die gesamte Stadtgesellschaft anspricht und nicht nur einzelne Gruppen, die vielleicht sowieso schon nur mit dem Rad fahren.
Da die Teilnahme am Klima-Taler aber anonym erfolgt, haben wir euch im April in der App unter “Impact” > “Hilf uns, die Stadt lebenswerter zu machen” einen Fragebogen veröffentlicht, der nun von 16% der Teilnehmer*innen ausgefüllt wurde. Wer ihn noch nicht gesehen hat, kann diesen gerne auch jetzt noch beantworten. Wer die Fragen bereits weggeklickt hat, findet sie unter “Mehr”. Jede Antwort hilft, abgesehen davon gibt es für die Teilnahme 3,5 Klima-Taler. Für jede beantwortete Frage 0,5 Klima-Taler. 🙂
Frauen sind mit mehr als 55% stärker vertreten als Männer und mehr als doppelt so viele Bürger*innen über 50 Jahre sammeln den Klima-Taler, verglichen mit den unter 30-Jährigen. Dabei zeigt sich schon jetzt, dass Alter, Beruf, Haushaltsgröße ebenso wie die Anzahl der Autos im Haushalt in etwa dem Durchschnitt der Bevölkerung entsprechen. Dieses Ergebnis ist wichtig und gut, denn am Klimaschutz sollen alle mitmachen und alle etwas davon haben.
Warum brauchen wir ein „CO2-Budget“?
April 2, 2024
Die seit 2015 völkerrechtlich verbindliche Grenze einer 1,5 Grad Erderwärmung bis 2100 wird vor allem durch den weltweiten CO2-Ausstoß beeinflusst....
Die seit 2015 völkerrechtlich verbindliche Grenze einer 1,5 Grad Erderwärmung bis 2100 wird vor allem durch den weltweiten CO2-Ausstoß beeinflusst. Jeder Staat, der den „Vertrag von Paris“ unterschrieben hat, verfügt über ein CO2-Budget, bezogen auf die Zahl seiner Bürger*innen. Deutschland hat dieses im Frühjahr 2024 aufgebraucht, wie der Sachverständigenrat für Umweltfragen informiert: Der deutsche Beitrag für das Ziel der 1,5 Grad Grenze wurde überschritten. Gleichzeitig sind die Emissionen 2023 in Deutschland so stark wie nie gesunken und geben berechtigte Hoffnung für weitere Einsparungen. Das Klimadashboard, eine ehrenamtliche Arbeit von Wissenschaftlern, Designern und Programmierern, fasst eine Vielzahl von Daten sehr anschaulich zusammen, erläutert die Hintergründe, die bisherigen Entwicklungen und den möglichen Weg zu einer Klimaneutralität.
Warum Frauen klimabewusster handeln als Männer :)
April 1, 2024
Es geht im Klimaschutz auch immer um Geschlechtergerechtigkeit. Global gesehen haben Frauen und Kinder bei einer Katastrophe eine 14 Mal höhere Wahrs...
Es geht im Klimaschutz auch immer um Geschlechtergerechtigkeit. Global gesehen haben Frauen und Kinder bei einer Katastrophe eine 14 Mal höhere Wahrscheinlichkeit zu sterben als Männer, weil sie später gewarnt werden, schlechter schwimmen können oder sich um Angehörige auf der Flucht kümmern. Ein guter Grund für Klima-Zeit, sich das Thema näher anzuschauen.
Gladbeck will’s wissen – Deine Meinung ist gefragt!
February 7, 2024
Nimm an der Umfrage teil und hilf uns, den Einfluss der Klima-Taler-App auf die Alltagsmobilität zu untersuchen. Deine Meinung zur App und deine Erfa...
Nimm an der Umfrage teil und hilf uns, den Einfluss der Klima-Taler-App auf die Alltagsmobilität zu untersuchen. Deine Meinung zur App und deine Erfahrungen aus deinem Mobilitätsalltag sind gefragt. Als Dankeschön erhältst du einen Klima-Taler, weil du uns hilfst, eine klimafreundliche Mobilität in Gladbeck voranzutreiben.
Die Befragung ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekt „GlaMobi – Gladbecker Mobilität für Alle“. Im Rahmen des Projekts untersucht die Stadt Gladbeck in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen und der TU Berlin, durch welche Anreize die Stadtgesellschaft bereit ist, ihr Mobilitätsverhalten nachhaltig hin zu einer umweltfreundlicheren Verkehrsmittelwahl zu verändern. Weitere Informationen zum Projekt und zu weiteren mobilitätsbezogenen Teilprojekten findest du hier: GlaMobi (Startseite) | Stadt Gladbeck (stadt-gladbeck.de)
Bäume pflanzen mit I Plant A Tree
January 31, 2024
Du willst Bäume pflanzen, hast aber keinen Garten? Ab sofort kannst du im App Marktplatz in Deutschland Bäume pflanzen.Wer wir sindWir sind eine Non...
Du willst Bäume pflanzen, hast aber keinen Garten? Ab sofort kannst du im App Marktplatz in Deutschland Bäume pflanzen.
Wer wir sind Wir sind eine Non-Profit-Organisation aus Halle (Saale). Unser Team wird angeführt vom Gründer Michael. Er kümmert sich um Finanzen, Unternehmenskontakte und strategische Entscheidungen. Christians Aufgaben sind die Kommunikation, Dokumentation der Flächen und Organisatorisches. Gabor und Tolga kümmern sich um die Programmierung der Website. Axel hat die Baum-Illustrationen erstellt. Darüber hinaus unterstützen auch Freiwillige unsere Arbeit.
Die Idee Die Vereinten Nationen haben im Jahr 2006 dazu aufgerufen, eine Milliarde Bäume zu pflanzen. Wir haben uns gefragt: Wie kann man eigentlich nachvollziehen, ob und wo diese Bäume gepflanzt werden? Daraus ist unsere Website www.iplantatree.org entstanden. Hier können Nutzer eigene Pflanzungen auf Karten eintragen oder – wenn man z. B. keinen eigenen Garten hat – über uns Bäume online pflanzen. Auf diese Weise haben wir inzwischen über 550.000 Bäume auf Flächen in Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Schleswig-Holstein gepflanzt.
Wald und Holz Wir setzen auf nachhaltige Forstwirtschaft. Auf unseren Flächen entstehen naturnahe Mischwälder, die schonend von uns und kommenden Generationen genutzt werden können. Schließlich ist Holz eine wertvolle natürliche Ressource, aus der man vom Schaukelstuhl bis zum Haus fast alles machen kann. Als Baustoff bindet Holz langfristig CO2 und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Unser Modell unterscheidet sich dabei grundlegend von konventionellen Forsten: Wir haben keinen Profitdruck und müssen nicht jeden Fleck unserer Wälder ausnutzen. So können wir Lichtungen unberührt und Totholz einfach mal liegen lassen.
Ziel Unser Ziel sind naturnahe Wälder. Wir beschränken uns auf Deutschland, weil wir hier den Schutz der Bäume garantieren können. Es gibt wenig administrative Kosten, keine Flugreisen oder langwierige Genehmigungsverfahren – einfach und direkt. Ein schlanker Ansatz gekoppelt mit der Hoffnung auf viele Mitdenker und Unterstützer. Wir wollen keine CO2-Kompensation, um umweltschädliche Lebensstile zu legitimieren. Bäume pflanzen kann nur Teil der Lösung sein. Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren: Ökostrom beziehen, keine Flugreisen machen, mundraub.org nutzen statt Obst aus Neuseeland kaufen, Bier aus lokalen Brauereien trinken… 🙂 Packen wir es an!
Wie zufrieden seid ihr mit eurem E-Car?
December 24, 2023
Seit letztem Monat habt ihr die Möglichkeit, in der Klima-Taler App das eigene E-Car zu bewerten und damit anderen Nutzern die Möglichkeit zu geben,...
Seit letztem Monat habt ihr die Möglichkeit, in der Klima-Taler App das eigene E-Car zu bewerten und damit anderen Nutzern die Möglichkeit zu geben, beim E-Car Kauf von euren Erfahrungen zu profitieren. Unsere Fragen beziehen sich auf eure Zufriedenheit bezüglich der Reichweite und Ladegeschwindigkeit und wie wahrscheinlich es ist, dass ihr euer Elektroauto noch einmal kaufen würdet. Mittels einer 1-5 Sterne Bewertung, wie Ihr sie aus dem App Store kennt, könnt ihr so mit wenigen Klicks eure Erfahrung weitergeben. Wir waren natürlich super gespannt, wie das Feature bei euch ankommt und wollen euch die ersten Ergebnisse nicht vorenthalten.
Wenn ihr jetzt sagt: “Das Feature habe ich noch gar nicht gesehen. Das muss ich unbedingt machen”, dann geht jetzt einfach in die App und unter “Mehr” findet Ihr den Menüpunkt “Fahrzeugeinstellungen”. Dort könnt Ihr euren Verbrauch eingeben und kommt am Ende der Eingabe zur “Fahrzeugbewertung” Wenn ihr bereits den Verbrauch eures Elektroautos eingegeben habt, könnt ihr direkt in den Menüpunkt “Bewerte dein E-Car” gehen und eurem Fahrzeug Sterne vergeben. Die Bewertung könnt ihr natürlich jederzeit auch verändern und anpassen.
Nachfolgend findet Ihr nun die ersten Bewertungen an die wir noch die Durchschnittsverbräuche und die durchschnittliche Fahrtenlänge je Auto-Typ angefügt haben. Wir werden diese Daten regelmäßig aktualisieren und würden uns freuen, wenn möglichst viele Nutzer*innen Ihre Erfahrungen mit der Community teilen.
Quelle: Klima-Taler App, Dezember 2023
Bis zu 250€ Preisgeld für die nachhaltigsten Nidderauer / Nidderauerinnen
December 19, 2023
Der aus Spenden finanzierte Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis der Stadt Nidderau ehrt dieses Jahr zum ersten Mal Nidderauer Bürgerinnen und Bürger, w...
Der aus Spenden finanzierte Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis der Stadt Nidderau ehrt dieses Jahr zum ersten Mal Nidderauer Bürgerinnen und Bürger, welche durch ihr nachhaltiges Verhalten die meisten Klima Taler des Jahres generiert haben.
Die neu geschaffene Kategorie „Nachhaltig Leben“ vergibt jeweils 250€, 150€ und 50€ für die Personen, welche im Team Nidderau der Klima Taler App die Plätze #1, #2 und #3 belegen. Die Preisträgerinnen und Preisträger in dieser Kategorie werden über die Klima Taler App ermittelt und via Push Nachricht kontaktiert. Du kannst aber auch dein Ranking selbst unter dem Reiter „Teams“ einsehen. Da die App Anonymität gewehrleistet, müssten der Gewinner / die Gewinnerin und die zwei Platzierten die Klimaschutzmanagerin der Stadt bis zum 31.12.2023 kontaktieren um die Auszeichnung und das Preisgeld zu erhalten (carola.pritzkow@nidderau.de).
Rund-um-Versorgt: Der Wärmepumpenmarkt bietet für Energieunternehmen ein enormes Potential. Idealerweise übernehmen Sie nicht nur den Einbau, sonde...
Rund-um-Versorgt: Der Wärmepumpenmarkt bietet für Energieunternehmen ein enormes Potential. Idealerweise übernehmen Sie nicht nur den Einbau, sondern versorgen die Kund:innen noch mit weiteren Dienstleistungen. In der ersten Folge vom neuen ZfK-Podcast „Im Fokus“ geht unser Host Stefan Lennardt dem Thema Wärmepumpe auf den Grund. Gleich zu Beginn steigt er dafür in den Keller einer Kundin mit einem typischen Fall: Agnes Reckert hatte 22 Jahre lang eine Gasheizung und hat sich nun für das Wärmepumpen-Paket der Stadtwerke Bochum entschieden. Wie genau diese Pakete aussehen, diese umgesetzt werden und wie in Zukunft die Vorteile der Wärmepumpe genutzt werden können, erfahren Sie im Gespräch mit Marc Vogel, Leiter Energiedienstleistungen bei den Stadtwerken Bochum und Albert Landsberger, SHK-Innungsobermeister.
Die ZfK launcht einen neuen Podcast. Für die erste Staffel von “Im Fokus – Der ZfK Podcast” besuchen der Podcast-Host Stefan Lennardt und die ZfK-Wärmeexpertin Ariane Mohl in ganz Deutschland “Best Practices” der Wärmewende.
Tauchen Sie mit “Im Fokus” in spannende Themen ein und lassen Sie sich von Experten und Expertinnen aus den jeweiligen Fachgebieten inspirieren.
Mit 15 Minuten haben die Podcastfolgen die ideale Länge, um auch in einen vollgepackten Alltag zu passen.
Wunschzettelbaum der Bürgerstiftung. Klima-Taler erfüllen Weihnachtswünsche
December 18, 2023
Seit Jahren steht der Wunschzettelbaum der Bürgerstiftung Nidderau im Familienzentrum. Er erfüllt Kindern und Erwachsenen aus einkommensschwachen Fa...
Seit Jahren steht der Wunschzettelbaum der Bürgerstiftung Nidderau im Familienzentrum. Er erfüllt Kindern und Erwachsenen aus einkommensschwachen Familien Weihnachtswünsche. Private und gewerbliche Spenderinnen und Spender sorgen dafür, dass aus Wunsch Wirklichkeit wird. In dieser Weihnachtszeit erhielt der Wunschzettelbaum einen zusätzlichen Schmuck: den Klima-Taler.
Erstmals konnten Klima-Taler gespendet werden, um die Weihnachtswünsche wahr werden zu lassen. Die Aktion fand erfreulicherweise ein großes Echo. In kürzester Zeit waren alle erforderlichen Klima-Taler gespendet. Pro 50 gespendete Klima-Taler erwarb die Stadt im Auftrag der Spenderinnen und Spender ein Geschenk im Wert von 25 Euro. Diese und weitere Geschenke wurden nun/am 18. Dezember von der Bürgerstiftung Nidderau übergeben.
Die städtische Klimaschutzmanagerin Dr. Carola Pritzkow zieht eine positive Bilanz. „50 Klima-Taler sammelt man nicht mal eben so. Umso mehr freut mich die Bereitschaft der Nidderauer Bürgerinnen und Bürger, ihre lange gesammelten Klima-Taler für einen guten Zweck zu spenden.“
Zerbricht unsere Gesellschaft am Kampf gegen den Klimawandel?
December 17, 2023
In nur gut 20 Jahren will Deutschland klimaneutral sein. Dieser Weg dorthin wird unser Leben in vielen Bereichen stark verändern. Dabei gibt es schon...
In nur gut 20 Jahren will Deutschland klimaneutral sein. Dieser Weg dorthin wird unser Leben in vielen Bereichen stark verändern. Dabei gibt es schon heute in der Gesellschaft Uneinigkeit beim Klimaschutz. Den einen geht alles viel zu langsam, den anderen viel zu schnell. Da stellt sich die Frage: Werden wir das Ziel “Klimaneutralität” als Gesellschaft überhaupt schaffen? Darüber diskutieren Werner & Tobi mit dem Soziologen Prof. Armin Nassehi von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Diese Podcast-Episode steht unter der Creative Commons Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Klimaneutralität – Wie schaffen wir ein Leben ohne Emissionen?
November 18, 2023
Die EU will sie 2050, die Bundesregierung 2045: Klimaneutralität. Werner & Tobi diskutieren: Was bedeutet das für uns? Wie sieht unser Leben dann au...
Die EU will sie 2050, die Bundesregierung 2045: Klimaneutralität. Werner & Tobi diskutieren: Was bedeutet das für uns? Wie sieht unser Leben dann aus? Schaffen wir das überhaupt mit der Klimaneutralität? Und wenn ja, wie? Was muss passieren im Verkehrssektor? Was ist der Plan für die Industrie? Was müsste sich in der Landwirtschaft ändern? Und wie gut funktioniert eigentlich die Kompensation von Treibhausgasen?
Ein dezent satirischer Gesellschaftsroman im Klimawandel. Das richtige Buch für diesen Herbst.
November 18, 2023
T. C. Boyles “Blue skies” ist unaufdringlich und unprätentiös. Die Klimakatastrophe entwickelt sich als Hintergrund einer Familiengeschichte in ...
T. C. Boyles “Blue skies” ist unaufdringlich und unprätentiös. Die Klimakatastrophe entwickelt sich als Hintergrund einer Familiengeschichte in den USA. Einer Familie, die eigentlich nicht wirklich versteht, was da gerade passiert und deren Verhältnis zur Natur und dem eigenen Leben längst dissoziativ gestört ist. Man schaut als Leser zu und kann doch dem Gefühl nicht entgehen, dass man dabei zum Betrachter der eigenen vorhersehbaren Verhältnisse wird. Die Unfähigkeit zu reagieren und die Unumkehrbarkeit der Entwicklung drücken einen allmählich mit 5 G in den Lese-Sessel. Für mich ein wirklich überraschendes Highlight, weil eben nicht belehrend, nicht emotional anklagend. Nur Zuschauen, Gucken, versuchen zu verstehen.
#besserBahnfahren – Wie klimafreundlich ist der ÖPNV?
October 28, 2023
Werner & Tobi reden heute über den ÖPNV und klären Fragen wie: Wie klimafreundlich sind Busse, Bahnen und Fernzüge? Wie bekommt man mehr Menschen ...
Werner & Tobi reden heute über den ÖPNV und klären Fragen wie: Wie klimafreundlich sind Busse, Bahnen und Fernzüge? Wie bekommt man mehr Menschen in den ÖPNV? Wie sieht die Zukunft des Bahnverkehrs in Deutschland aus?
Gemeinsam mit dem CAP-Markt gegen den Klimawandel
October 27, 2023
Gemeinsam aktiv werden gegen den Klimawandel. Wie sieht das in den Kommunen konkret aus? Unsere Klima-Partner, bei denen ihr eure Klima-Taler eintausc...
Gemeinsam aktiv werden gegen den Klimawandel. Wie sieht das in den Kommunen konkret aus? Unsere Klima-Partner, bei denen ihr eure Klima-Taler eintauschen könnt, sind ein wichtiger Teil der aktiven Klima-Taler-Gemeinden. Hier stellen wir euch immer wieder Klima-Partner vor, um mehr über die Beweggründe ihres Engagements zu erfahren und Tipps und Erfahrungswerte für andere Interessierte zu teilen.
Wenn ihr selbst einen Laden habt oder euren Lieblingsladen gerne dabei hättet, macht ihn doch einfach auf Klima-Taler.com aufmerksam. Dort können sich alle Anbieter, egal ob Einzelhandel, Restaurant, Kulturbetrieb oder städtische Institution selbst anmelden und in wenigen Minuten damit beginnen, die Klima-Taler für mehr Aufmerksamkeit und Umsatz nutzen. Natürlich kostenfrei ohne Gebühren oder Provisionen.
Jetzt geht es aber erst mal nach Thüringen ins schöne Meiningen. Dort treffen wir Franziska Reich, sie ist Vorstandsassistentin der Lebenshilfe Südthüringen e.V. und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit.
Frau Reich, können Sie kurz beschreiben, welches Geschäft Sie haben oder welche Dienstleistung Sie anbieten?
Wir, die Lebenshilfe Südthüringen, sind ein sozialer Träger mit verschiedenen Angeboten und Dienstleistungen für Menschen mit und ohne Hilfebedarf. An der Aktion Klima-Taler beteiligen sich unser CAP-Markt (Lebensmittelhändler), das CAP-Café sowie unsere KreativWerkstatt (Herstellung & Verkauf von Ton- und Holzprodukten).
Wie haben Sie vom Klima-Taler erfahren?
Durch David Reich, (Klimaschutzmanager, Anm. d. Red.), der das Projekt in der Stadt Meiningen eingeführt und bekannt gemacht hat.
Waren Sie sofort an Bord, wenn nicht, welche Bedenken hatten Sie?
Nach der Vorstellung des Klima-Talers durch David Reich gab es keine Bedenken und wir möchten die Aktion als Träger doppelt unterstützen. Einmal mit verschiedenen Angeboten, um uns in der Region noch stärker zu präsentieren und zum zweiten als teilnehmendes Team, um gemeinsam mit unseren Mitarbeitern etwas Gutes für die Umwelt zu tun.
Wurden Ihre Erwartungen an den Klima-Taler erfüllt?
Da unsere Angebote erst seit wenigen Wochen in der App zu finden sind, können wir hier noch keine umfangreiche Analyse durchführen. Einige Angebote, wie eine kostenlose Tasse Kaffee im CAP-Café wurden bereits eingelöst. Sicher ist das noch ausbaufähig. Mit den steigenden Nutzerzahlen sehen wir hier aber ein großes Potential.
Gibt es Aspekte, die Sie besonders interessant für Ihr Geschäft finden?
Wir finden besonders die individuelle Gestaltung der Angebote sehr positiv. So kann jeder, egal welche Unternehmensgröße oder -art, etwas anbieten, was zu ihm passt. Zudem werden sicher viele App-Nutzer dabei sein, die uns bisher nicht gekannt oder wahrgenommen haben. Allein das ist ein sehr guter Effekt.
Würden Sie anderen Händler:innen empfehlen, die Klima-Taler App zu nutzen?
Auf jeden Fall. Es ist eine tolle Möglichkeit, Gutes zu tun, sein Unternehmen in der Region bekannter zu machen und zusätzlichen Umsatz zu generieren. Und das Gute dabei ist, dass man selbst nicht in teure Werbemaßnahmen investieren muss, sondern alles kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommt. Besser geht es nicht.
Fake News – Was steckt hinter falschen Fakten zum Klimawandel?
October 25, 2023
“Allein die Sonne ist für den Klimawandel verantwortlich”, “Das Klima hat sich schon immer gewandelt, die Veränderungen der letzten Jahrzehnte...
“Allein die Sonne ist für den Klimawandel verantwortlich”, “Das Klima hat sich schon immer gewandelt, die Veränderungen der letzten Jahrzehnte sind also völlig normal”. Das sind zwei Beispiele für Fake News zum Klimawandel. Und es gibt unendlich viele falsche Informationen, Mythen und Vorurteile zur Klimakrise. In dieser Folge diskutieren Werner & Tobi: Woher kommen die ganzen Fake News? Welche falschen Infos halten sich hartnäckig und warum? Wie erkennt man falsche Fakten? Und was sind die wissenschaftlich-korrekten Informationen zu den beliebtesten Fake News?
Ein Obstbaum für den Garten
October 24, 2023
Dank der Meininger Klima-Taler-Aktion pflanzen Einwohner Bäume in die heimischen Gärten und sorgen so für eine grünere Stadt.Zur Abholung seines B...
Dank der Meininger Klima-Taler-Aktion pflanzen Einwohner Bäume in die heimischen Gärten und sorgen so für eine grünere Stadt.Zur Abholung seines Baumes kam Klima-Taler-Sammler Christian Kallenbach stilecht mit Fahrrad und passendem Anhänger.
Freudig blickt Christian Kallenbach in seinen Meininger Vorgarten. Hier steht seit einigen Tagen ein neuer Kirschbaum, den sich der junge Mann über die Klima-Taler-App der Stadt Meiningen selbst erarbeitet hat.
„Als ich den Zeitungsartikel über den Klima-Taler und die Aktion der Stadt Meiningen im Juli gelesen habe, war für mich sofort klar, dass ich mir die App herunterlade“, berichtet Kallenbach.
Innerhalb von etwas mehr als einem Monat hat er über 5O Klima-Taler gesammelt, vornehmlich durch seine täglichen Zugfahrten zu seiner Arbeitsstelle in Suhl und durch tägliche Wege, die er hauptsächlich mit dem Rad zurücklegt.
„Auf der Suche nach attraktiven Angeboten in der App, habe ich mich dann bewusst für den Obstbaum entschieden“, so der Familienvater.
Im September war es so weit: Christian Kallenbach löste 45 Klima-Taler im Bürgerbüro der Stadt ein, um kurz darauf einen Kirschbaum vom städtischen Klimaschutzmanager David Reich in Empfang zu nehmen.
„Die Aktion mit dem Meininger Obstbaum läuft sehr gut an. Wir haben bereits zwölf Bäume vergeben und erfreuen uns daran, dass es viele Meininger gibt, die über die eingelösten Klima-Taler ihren eigenen Garten weiter begrünen möchten“, gibt der sichtlich stolze Klimaschutzmanager zu Protokoll.
Auch der Meininger Dominik Strempel, der sich jüngst einen Apfelbaum über die Klima-Taler erarbeitet hat, schwärmt für die gute Sache
„Es war für mich ein leichtes, durch meine Mobilität fernab vom eigenen PKW, durch die Erfassung meiner Zählerstände und durch die Umsetzung der app-internen Energiespartipps die 45 Taler für meinen Apfelbaum zu sammeln. Ich bin froh, dass ich der Einladung eines Freundes gefolgt bin, die App herunterzuladen. Und ich würde mich freuen, wenn sich Meininger Unternehmen, wie zum Beispiel unsere Lebensmittelhändler mit Bioprodukten oder nachhaltigen und regional produzierten Waren aus unserer Region in der App als Partner registrieren und Angebote für uns Sammler einstellen.“ In diesen Worten schwingt der Wunsch mit, dass es noch weitaus mehr Nutzer und Anbieter in der App geben darf.
Dominik Strempel und Christian Kallenbach verbindet neben den Obstbäumen auch die app-interne Städtewertung, in der sie gemeinsam für Meiningen CO2-Einsparungen sammeln. Dass die beiden Väter in der Schulwertung dann wiederum gegeneinander antreten, da die Kinder unterschiedliche Meininger Schulen besuchen, ist zweitrangig, zeigt aber welche vielfältigen Möglichkeiten die App bietet.
Zur Abholung seines Baumes kam Christian Kallenbach stilecht mit Fahrrad und passendem Anhänger. Ob er damit dann schon einen Vorsprung für sein Schulteam herausradeln konnte, erfährt man, wenn man die App installiert hat und sich die Teamwertungen ansieht. „Aber jedenfalls zeigt uns dies eindrücklich, dass die Geschichte vom Meininger Obstbaum erst begonnen hat und hoffentlich noch lange nicht zu Ende erzählt ist“, so David Reich zur Übergabe
Was bedeuten 3 Grad mehr?
October 23, 2023
“Der Klimawandel wird laut Experten in großen Teilen ungebremst erfolgen”Dieser Titel erschien in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27.09.2...
“Der Klimawandel wird laut Experten in großen Teilen ungebremst erfolgen”
Dieser Titel erschien in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27.09.2023 anlässlich des Hamburger Extremwetterkongress. Dem einhelligen Konsens der versammelten Wissenschaftler zur Folge hat die Menschheit die Chance zur Stabilisierung des Weltklimas verpasst. Der Klimawandel wird die 1,5 Grad Marke überschreiten.
Ein guter Grund mal zu schauen, wo wir stehen und was die 3 Grad eigentlich bedeuten. Hierzu möchten wir euch den Vortrag von Prof. Dr. Rahmstorf vom 28. April 2023 im Helmholtz-Zentrum Leipzig empfehlen.
Stefan Rahmstorf leitet die Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und ist Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam.
Seit vielen Jahren informiert er in seinen Vorträgen, Büchern und in den sozialen Medien über die Ursachen, Zusammenhänge und Folgen des menschengemachten Klimawandels. Hier sein Vortrag von vor wenigen Tagen als YouTube Aufzeichung und im Folgenden stichpunktartig einige seiner im Vortrag gezeigten Folien mit entsprechenden Anmerkungen.
Noch steuert die Menschheit ungebremst auf eine 3 Grad wärmere Welt zu. Wie wird sie für uns und unsere Kinder aussehen? Wie können wir sie noch verhindern? Das erläutert der renommierte Klimaforscher Prof. Stefan Rahmstorf in diesem kurzen Vortrag zum Buch “3 Grad Mehr” im Helmholtz-Zentrum Leipzig.
Wo stehen wir?
Von der Eiszeit ins Holozän – dem gegenwärtigen Zeitabschnitt der Erdgeschichte – erwärmte sich die Erde um sechs bis sieben Grad und ließ ca. zwei Drittel der Eismassen schmelzen und den Meeresspiegel um 120 Meter ansteigen. Damit haben wir noch ein Drittel der eiszeitlichen Eismasse, die, wenn sie schmilzt, den Meeresspiegel um gut 65 Meter ansteigen lässt.
Wo stehen wir im Klimawandel: Von der Eiszeit ins Holozän
Die “Warming Stripes” machen es deutlich. Jede Linie steht für die Temperatur eines Jahres. Die Streifen beginnen 1880 und enden heute mit einer globalen Erwärmung von 1,2 Grad.
Der Klimawandel ist in Deutschland mit 2,3 Grad bei einer etwa doppelt so starken Erwärmung angekommen wie im weltweiten Durchschnitt mit 1,2 Grad. Das ist so erwartet und vorhergesagt worden. Es ist auch nicht überraschend, weil 70% des Globus aus Meeresflächen besteht und die Ozeane sich durch die thermische Trägheit langsamer und auch insgesamt weniger erwärmen aufgrund der Verdunstung.
Klimawandel, Erwärmung in Deutschland
Das bedeutet aber auch, dass ein globales 3 Grad Szenario uns irgendwo zwischen 5 und 6 Grad Erwärmung bringen wird, weil wir in Deutschland aus den besagten Gründen mit der doppelten Erwärmung rechnen müssen.
Bei einem solchen Szenario würden wir unser Land und die Welt insgesamt sicherlich nicht mehr wieder erkennen. Die Folgen wären katastrophal.
Eine unbequeme Wahrheit.
Klimawandel Einfluss des Menschen
Um es klar zu sagen, der Anteil an der von uns eindeutig messbaren Erderwärmung trägt zu 100% der Mensch. Es gibt keinen natürlichen Anteil an dieser Veränderung. Diese Realität mag unangenehm sein, birgt aber auch eine große Chance, da wir nichts verändern müssen, das wir nicht verändern können, um dem Klimawandel entgegenzutreten. Alles was den Klimawandel verursacht hat, ist von uns Menschen verursacht worden und kann somit auch von uns wieder verändert werden. Das sollte uns Ansporn und Hoffnung sein. Wenn wir also als Menschheit scheitern sollten, tun wir das ausschließlich aus uns heraus und nicht wegen einer unbekannten Macht, einem Gott oder einem Naturereignis, welches wir nicht beeinflussen können.
Die Extreme nehmen zu.
Im April diesen Jahres wurde der Temperaturrekord in Cordoba in Spanien um fast 5 Grad überboten. Leider haben solche extremen neuen Rekordwerte in den letzten Jahren immer häufiger an verschiedenen Stellen des Planeten stattgefunden.
Klimawandel Hitzerekorde nehmen weltweit zu
Die Grafik links zeigt die Häufigkeit der Wärmeanomalien nach einer Stärkeskala von 1 bis 4 in den Monatswerten an. Die dunkelrote Linie ist eine Veränderung, die es bis vor Beginn der globalen Erwärmung in der Referenzperiode 1950 bis 1980 so gut wie nie gab und die heute bereits 90 Mal häufiger auftritt. Solche Hitzewellen mit mehreren 10.000 Toten in Europa gäbe es ganz sicher ohne globale Erwärmung nicht.
Bei einer weiterer Erwärmung werden Teile der Erdoberfläche schlicht zu warm, um zum Leben geeignet zu sein. Hier ist eine Studie aus den Proceedings der National Academy of Sciences der USA (PNAS).
Der Klimawandel wird Bereiche der Erde in “no go areas” verwandeln.
Die schwarz gezeigten Gebiete sind einfach so heiß, dass man sich über längeren Zeitraum, also mehreren Wochen nicht im Freien wird aufhalten können. Dort wird das Leben für Menschen voraussichtlich nicht mehr möglich sein. Viele der dort lebenden Menschen werden aufbrechen und sich einen neuen Lebensraum suchen müssen. Es ist schwer abzuschätzen, wie viele Menschen es betreffen wird, aber es werden viele sein, wenn man sich die schwarzen Flächen gerade in Gebieten wie Indien anschaut. Hierdurch werden vielfältige Konflikte, Verteilungskämpfe und kriegerische Auseinandersetzungen ausgelöst oder verstärkt werden.
Dürre und Flut zwei Seiten der gleichen Medaille.
Eine andere extreme Folge der Erwärmung ist die zunehmende Dürre. In Europa wird der Mittelmeerraum austrocknen. Das passiert auch längst, wie es die Messdaten zeigen und Modelle lange vorhergesagt haben.
Der Wassermangel verstärkt die Konflikte in den onehin schon instabilen Regionen
Wir sehen klar eine Abnahme der Niederschläge im Mittelmeerraum. Die zunehmende Verdunstung in Folge der Erwärmung führt ferner zur Austrocknung der Vegetation und der Böden. Auch sieht man, dass Gebiete wie Syrien sehr von dieser Austrocknung betroffen sind. In Syrien erlebten die Menschen vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs die schlimmste Dürre seit mindestens 900 Jahren, in deren Folge es 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge gab.
Die Kehrseite der Dürre ist, dass die Extremniederschläge zunehmen. Warme Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen und bei entsprechender Wetterlage auch abregnen. Die Daten zeigen deutlich, dass wir den Bereich der zufälligen Starkregen verlassen haben und Extremniederschläge sich nun statistisch signifikant erhöht haben. Das sind solche Ereignisse, wie sie zur Flutkatastrophe im Ahrtal geführt haben.
Zunahme der Extremniederschläge
Schweizer Wissenschaftler haben in einer Studie im Jahr vor der Ahrtal-Flut für Deutschland Österreich Schweiz und den Niederlande gezeigt, dass extrem Niederschläge für diese Regionen deutlich zunehmen werden, wohl auch stärker als im weltweiten Durchschnitt.
Klimawandel Flutkatastrophen auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Der Anstieg des Meeresspiegels
Wenn man Wasser erwärmt, dehnt es sich aus und wenn man Eis erwärmt schmilzt es. Beides führt dazu, dass der Meeresspiegel ansteigt.
Inzwischen sehen wir in den Satelliten-Daten, dass der Meeresspiegelanstieg sich sogar beschleunigt, was ja auch logisch ist. Je wärmer sowohl die Luft als auch die Ozeane werden, desto schneller schmelzen die Kontinentaleismassen und desto schneller steigt auch der Meeresspiegel.
Ein signifikanter Anstieg des Meeresspiegels
Wie Eingangs erwähnt, sind aus der letzten Eiszeit noch ein Drittel der eiszeitlichen Eismasse in Antarktis und Grönland vorhanden, die unseren Meeresspiegel um 65 Meter ansteigen lassen können. Ein wirklich guter Grund, jetzt die CO2 Emissionen zu reduzieren.
Unumkehrbare Ereignisse nehmen zu.
Ein weiteres Problem sind die sogenannten Kipppunkte im Klimasystem, von denen hier einige gezeigt sind. Ein Kipppunkt ist ein Punkt, ab dem die weitere Entwicklung eines Systems zu einem Selbstläufer wird, ohne dass die Entwicklung weiter angeschoben werden muss. Ein Glas, das ich zur Tischkante schiebe, wird irgendwann zu Boden fallen und zwar schon, bevor ich es komplett über die Tischkante habe schieben müssen. Auf die Kipppunkte im Klimasystem bezogen, bedeutet dies, das sich Prozesse nicht mehr anhalten lassen und ohne weiteres Zutun von außen weiterlaufen.
Die Gefahr unumkehrbare Kipppunkte zu erreichen nimmt zu
Die Kontinentaleismassen auf Grönland und in der Antarktis haben Kipppunkte, ab dem der Totalverlust des Eises nicht mehr aufzuhalten sein wird. Aber auch biologische Systeme haben solche Kipppunkte. Wir kennen das Umkippen eines Ökosystems beispielsweise aus der Gewässerökologie, wenn im Sommer der See “umkippt” oder bei Wäldern, die vertrocknen und absterben und am Ende in Flammen aufgehen, weil natürlich auch die Gefahr für Waldbrände bei großer Trockenheit ansteigt.
Die Korallenriffe haben ihren Kipppunkt wahrscheinlich in großen Teilen der Welt bereits überschritten. Dreiviertel des Great Barrier Reefs in Australien ist schon ausgebleicht, weil das Wasser für die Korallen zu warm geworden ist.
Das Risiko, Kipppunkte zu überschreiten, steigt bei einem Temperaturanstieg von 1,5 Grad auf 2,5 Grad Erwärmung von einem moderaten Risiko auf ein hohes. Dabei ist alleine schon ein Risiko, welches als moderat angegeben wird, zu gefährlich und birgt für nachfolgende Generationen schlecht einzuschätzenden Veränderungen und Gefahren. Die Überschreitung der 1,5 Grad wird diese Gefahren und die Folgen nur noch mehr
Namibia leidet unter Energiearmut – und soll künftig Deutschlands Wasserstoff-Tankstelle sein
August 4, 2023
Perspective Daily gibt es jetzt im Klima-Taler-Shop! Hole dir gratis für einen Monat mehr Nachrichten, die Hoffnung machen.Queenie,1 37 Jahre alt, M...
Perspective Daily gibt es jetzt im Klima-Taler-Shop! Hole dir gratis für einen Monat mehr Nachrichten, die Hoffnung machen.
Queenie,1 37 Jahre alt, Mutter von 4 Kindern, schaut in den Himmel. Wolken am Horizont trüben ihre Hoffnung, heute Abend ihr Handy aufladen zu können. Die eine Solarzelle auf ihrem Dach wird nicht genug Energie gespeichert haben. So läuft es für viele Menschen, die in Windhuks Township2 leben. Tausende der Hütten sind nicht an das Stromnetz angeschlossen.
»Man gewöhnt sich daran«, erklärt sie.
Queenie erzählt von den Risiken, die ein Leben ohne Strom mit sich bringt.
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Copyright Lisa Ossenbrink
In Namibia, wo fast eine Million Menschen ohne Anschluss zu Elektrizität leben, scheint die Sonne im Durchschnitt an etwa 300 Tagen pro Jahr. Solarenergie könnte mehr Elektrifizierung bieten, bleibt bisher aber teuer.
Tausende von Kilometern illegaler Stromleitungen, die tief in der Erde vergraben sind, verlaufen von einer Seite der Township mit Anbindung ans Stromnetz zur anderen Seite ohne Anbindung. Die Kosten für den illegalen Strom betragen 800 Namibia-Dollar (NAD). Zum Vergleich: Der Durchschnittslohn in Namibia liegt bei etwa 4.000 NAD im Monat. Der finanzielle Nachteil ist nicht das einzige Risiko, das die illegalen Stromleitungen mit sich bringen. Da viele Menschen in einem Haushalt an die illegalen Steckdosen angeschlossen sind, ist auch die Gefahr von Stromausfällen und Bränden groß.
Es gibt so viele Risiken, wenn man ohne Strom lebt. Am häufigsten sind durch Kerzen verursachte Brände. Ich habe gesehen, wie Menschen dadurch ihr Zuhause verloren haben. Aber auch die Kriminalität nach Einbruch der Dunkelheit ist in dieser Gegend sehr hoch. – Queenie, Bewohnerin von Windhuks Township
Namibia, ein Land in der südwestlichen Ecke des afrikanischen Kontinents, ist 824.292 Quadratkilometer groß, aber mit nur 2,5 Millionen Einwohner:innen das am zweitwenigsten dicht besiedelte Land der Erde. Trotz dieser niedrigen Zahl haben nach aktuellen Schätzungen nur 56% der namibischen Bevölkerung Strom.
Die mangelnde Stromversorgung Namibias liegt nicht nur an der Schwierigkeit, das Stromnetz auszubauen. Aufgrund der Landesgröße wären damit enorme Kosten verbunden. Namibias eigene Ressourcen liefern weniger als 1/3 der Energie, die das Land benötigt, um den nationalen Verbrauch zu decken. Es gibt großes Potenzial für Solarenergie, aber erneuerbare Energien sind nach wie vor sehr teuer und ohne ausländische Investitionen nicht realisierbar.
Teile von Windhuks Township sind nicht an das Stromnetz angeschlossen.
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Copyright Lisa Ossenbrink
Vielversprechende Aussichten
Doch könnte es eine Lösung für Namibias Energieproblem geben: grünen Wasserstoff.
Da Namibia über reichlich Sonnenschein und viel Platz für Wasserstoffanlagen verfügt, aber internationale Investitionen für den Aufbau einer groß angelegten Industrie benötigt, soll das Land in Zukunft eine wichtige Rolle für Deutschlands Energiebedarf spielen.
Nach Angaben der namibischen Regierung benötigt es bis 2040 bis zu 190 Milliarden Dollar (181 Milliarden Euro), um Afrikas erstes Zentrum für grünen Wasserstoff zu werden. Schätzungen zufolge kann die Wasserstoffindustrie bis zu 6 Milliarden Dollar zum BIP beitragen. Die Finanzierung stellt die größte Herausforderung für die Wasserstoffproduktion dar. Erst vor Kurzem hat Namibia einen Vertrag über grüne Energie in Höhe von 10 Milliarden Dollar mit dem deutschen Energieunternehmen Hyphen unterzeichnet, das für die grüne Wasserstoffanlage im Tsau-Khaeb-Nationalpark verantwortlich ist.
Chigozie Nweke-Eze, CEO von Integrated Africa Power (IAP) und Forscher für Großprojekte im Bereich der erneuerbaren Energien in Afrika, sagt: »Eine Sache, von der Namibia profitieren wird, ist geopolitischer Natur. Wir sehen ein Namibia, das vorher niemand kannte. Plötzlich ist es auf der Energielandkarte zu finden.«
Für ihn seien die potenziellen Vorteile des grünen Wasserstoffs für Namibia »die Erschaffung von mehr Arbeitsplätzen, Wirtschaftswachstum und Industrialisierung«.
Durch Großprojekte wie das mit Hyphen taucht Namibia plötzlich auf der Energielandkarte auf.
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Copyright Lisa Ossenbrink
Überschüssige Energie für das Stromnetz
Da die Stromproduktion durch Sonnen- und Windenergie stark schwankt, ist grüner Wasserstoff, der ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt werden soll, eine Herausforderung. Um konstante Produktionsmengen zu gewährleisten, benötigt man deshalb einen Überschuss an Solarenergie und Wasser. Das Wasser wird wiederum aus Entsalzungsanlagen gewonnen. An manchen Tagen wird mehr Solarenergie zur Verfügung stehen, als die Anlage selbst zur Produktion von Wasserstoff verwerten kann. Daraus ergibt sich die Frage: Was geschieht mit dem überschüssigen Strom?
»Es muss anerkannt werden, dass Namibia ein sehr optimistisches Programm für grünen Wasserstoff gestartet hat«, sagte Irene Hoaes, eine Sprecherin von NamPower, Namibias staatlichem Stromversorger. »Wenn die Energiequellen in der genannten Größenordnung realisiert werden, kann dies einen erheblichen Einfluss auf den namibischen Energiesektor haben.«
Laut Hoaes hat NamPower selbst Pläne zur Umsetzung mehrerer Erzeugungsprojekte mit einer Gesamtkapazität von 220 Megawatt angekündigt. Namibia strebe eine Selbstversorgung von 85% an und wolle 70% seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen decken. Ob die überschüssige Energie aus dem grünen Wasserstoffkraftwerk auch genutzt werden kann, ist jedoch noch nicht geklärt.
Hoaes sagte, eine Studie solle ermitteln, ob Namibia Zugang zu 2–3 Gigawatt der überschüssigen Energie bekommen könne. Da es sich um ein »Abfallprodukt« des grünen Wasserstoffprojekts handele, könnten die Kosten erheblich gesenkt werden.
Die namibische Regierung und Hyphen Hydrogen Energy haben vor Kurzem ein sogenanntes Machbarkeits- und Umsetzungsabkommen (FIA) unterzeichnet, »das den Prozess der Entwicklung, der Umsetzung und des Betriebs des größten und einzigen vollständig vertikal integrierten grünen Wasserstoffprojekts in Afrika südlich der Sahara regelt«, wie Hyphen in einer Pressemitteilung schrieb. Die überschüssige Energie wird jedoch in den Details des Abkommens, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, nicht erwähnt. »Die namibische Regierung sollte so viel verhandeln, wie sie kann«, sagte Nweke-Eze.
Nach eigenen Angaben wird Hyphen rund 7.000 Megawatt Strom benötigen, um den Prozess der Aufspaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff sowie die Weiterverarbeitung zu Ammoniak abzudecken. Um diese Zahl in Relation zu setzen: Namibias derzeitiger Maximalverbrauch liegt bei knapp über 600 Megawatt.
Am Netz oder an der Batterie?
Initiativen wie Ebikes4Africa setzen Solarbatterien in E-Bikes ein, um die Mobilität der namibischen Bevölkerung zu erhöhen; insbesondere für Menschen, die sonst nur selten Zugang zu einem Auto haben. Die Nichtregierungsorganisation hat vor Kurzem versucht, die in ihren Fahrrädern verwendete Solarbatterie in einen netzunabhängigen E-Hub zu integrieren, der Verkäufern in abgelegenen Gegenden hilft, ihre Lebensmittel zu kühlen. So können ganze Gemeinden von dem neuen Zugang zu Strom profitieren.
Netzunabhängige Solarbatterien erweisen sich als effektive Lösung für Namibier:innen, die in abgelegenen Gebieten leben und keine Anbindung an Strom haben. Sie bieten zwar eine zuverlässige Energiequelle, tragen aber nicht zur Erreichung der Elektrifizierungsziele des Landes bei. Diese Batterien müssten noch weiterentwickelt und an die netzgekoppelte Solarenergie angepasst werden. Vielversprechender ist daher die Nutzung der überschüssigen Energie, die von grünen Wasserstoffanlagen erzeugt wird.
Für die illegale Stromversorgung wurden kilometerlange Kabel im Boden vergraben.
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Copyright Lisa Ossenbrink
Namibia ist nicht das einzige Land, das im weltweiten Wettlauf um die Produktion von grünem Wasserstoff Wellen schlägt. Auch Nigeria entwickelt sich schnell zu einem wichtigen Akteur in diesem Bereich. Die deutsche Regierung hat das Potenzial des nigerianischen grünen Wasserstoffs erkannt und ist Kooperationen mit dem Land eingegangen.
Nigeria befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Namibia: Das bevölkerungsreichste Land Afrikas kämpft mit einer niedrigen Elektrifizierungsrate, hohen Stromkosten und einem begrenzten Zugang für die Bevölkerung. Auch in Nigeria haben Initiativen versucht, mit Solarbatterien netzunabhängige Lösungen zu finden.
Nweke-Eze ist jedoch der Meinung, dass netzunabhängige Lösungen nicht dazu beitragen würden, einen Systemwechsel herbeizuführen. »Da sich jedes Land industrialisieren muss, muss man das Netz nutzen, wo immer man kann – auch wenn es um Solarenergie geht. Das ist es, was eine Wirtschaft fortschrittlich macht«, sagte er.
Geht die Rechnung auf?
Können grüne Wasserstoffanlagen in Namibia und anderen afrikanischen Ländern Licht in den Himmel und in die Häuser von Tausenden von Menschen bringen, während sie gleichzeitig den Großteil ihrer Produkte nach Europa exportieren?
»Wichtig ist, dass dieses Projekt die Energieversorgung Namibias stärker, robuster und klimafreundlicher macht«, sagte Robert Habeck, der deutsche Wirtschafts- und Klimaschutzminister, bei einem Besuch in Windhuk Ende 2022.
Es ist eine leicht lösbare Mathematikaufgabe: Wenn die grüne Wasserstoffanlage mehr Energie erzeugt, als sie verbraucht, und die überschüssige Energie in das Stromnetz eingespeist wird, könnte dies einen erheblichen Einfluss haben. Hierüber sind die beteiligten Akteure jedoch noch zu keiner substanziellen Einigkeit gelangt.
Nweke-Ezi erklärt: »Es geht darum, was zusätzlich zu dem geschieht, was bereits erzeugt wird. Ein einziges Unternehmen kann nicht den gesamten Stromsektor des Landes revolutionieren.«
Aber in Namibia, das ideale Bedingungen für die Produktion von grünem Wasserstoff bietet und gleichzeitig aufgrund seiner geringen Bevölkerungszahl einen geringen Energiebedarf hat, könnte sich trotzdem erheblich etwas ändern.
Doch für Menschen wie Queenie, die ohne Strom in den Ballungsräumen der namibischen Hauptstadt leben, wird das Aufladen ihres Handys erst dann zuverlässig möglich, wenn ihre Township an das Stromnetz angeschlossen ist – und der Strom für die Bewohner:innen bezahlbar wird.
Queenie schaltet das solarbetriebene Licht in ihrer Hütte ein.
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Copyright Lisa Ossenbrink
Dieses Projekt wurde vom European Journalism Center im Rahmen des Solutions Journalism Accelerator gefördert. Die Förderung wird von der Bill & Melinda Gates Foundation unterstützt.
Wir alle sind süchtig nach Plastik. So gelingt der Entzug
August 1, 2023
Hole dir gratis für einen Monat mehr Nachrichten, die Hoffnung machen. Perspective Daily gibt es jetzt im Klima-Taler-Shop!Jedes Land der Welt hat ei...
Hole dir gratis für einen Monat mehr Nachrichten, die Hoffnung machen. Perspective Daily gibt es jetzt im Klima-Taler-Shop!
Jedes Land der Welt hat ein Problem mit Plastik. Selbst auf abgelegenen Hängen im Himalaja-Gebirge oder im tiefsten Ozean wurde unser Zivilisationsdreck schon gefunden. Das ist nicht nur ein Umweltproblem, sondern ein wahrer »Krisenjackpot«. So nennen die Investigativ-Journalist:innen Benedict Wermter und Jaqueline Goebel unseren gedankenlosen Umgang mit Plastik treffend.
Denn der ist eine …
Umweltkrise: Plastikabfälle und ihre chemischen Zusatzstoffe verschmutzen die Natur.
Biodiversitätskrise: Dabei schädigt es die kleinsten bis hin zu den größten Lebewesen. Fische und Wale sterben mit Plastik im Bauch, Schildkröten ertrinken in Netzen und es verschlechtert das Wachstum von Korallen.
Gesundheitskrise: Mikroskopisch kleine Plastikteilchen, die wir Menschen unweigerlich verzehren, können uns krank und anscheinend sogar weniger fruchtbar machen.1
Klimakrise: Kunststoffe werden aus fossilen Rohstoffen hergestellt, deren Förderung, Verarbeitung und Verbrennung die Hauptursache der Klimakrise sind.
Verteilungskrise: Besonders Menschen im Globalen Süden leiden unter der Verschmutzung des Plastikmülls, obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen haben.
politische Krise: Gesetze und Verbote werden von der Plastikindustrie immer wieder umgangen.
wirtschaftliche Krise: Zumindest sind wir auf dem Weg dorthin, finden die 2 Autor:innen, sobald die wirklichen Kosten für die oben genannten Probleme bei der Plastikindustrie ankommen.
Benedict Wermter und Jacqueline Goebel präsentieren ihr Buch »Die Plastiksucht«. Die Journalistin recherchiert seit 8 Jahren zum Spannungsverhältnis zwischen Wirtschaft und Umwelt.
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Copyright privat
In ihrem im Mai 2023 erschienen Buch »Die Plastiksucht« zeichnen die beiden Journalist:innen Wermter und Goebel ein hintergründiges Bild von den Ausmaßen des Plastikproblems. Dafür haben sie jahrelang zum Thema recherchiert, sind etwa illegalen Müllexporten nach Bulgarien, Malaysia und in die Türkei gefolgt. Doch sie haben nicht nur versucht, das Problem zu verstehen und zu erklären, sondern auch nach Lösungen gesucht. Herausgekommen sind 12 Schritte aus der Plastiksucht.
Welche das sind und wie wir trotz Krisenjackpot mit Zuversicht in die Zukunft blicken können, erklärt mir einer der Autor:innen, Benedict Wermter, im Interview.
Désiree Schneider:
Sind Sie süchtig nach Plastik? Benedict Wermter:
Ja, klar. Ich bin so süchtig nach Plastik wie alle anderen. Ich bin davon in meinem alltäglichen Leben abhängig. Das ist auch in Ordnung. Schließlich ist Kunststoff der beste Werkstoff, den wir zurzeit haben. Wir lösen damit viele gesellschaftliche Herausforderungen und das steht für Fortschritt. Im Bereich Medizin, Bauen und Mobilität ist Kunststoff natürlich ein sehr wichtiges Element. Und natürlich bin ich auch ein Stück weit abhängig von diesen schnelllebigen Kunststoffen, die das Sorgenkind der Plastikindustrie sind – auch gesellschaftlich gesehen. Dem versuche ich im Rahmen meiner Möglichkeiten entgegenzuwirken. Ich gebe mein Bestes, komme aber auch nicht ganz daran vorbei.
Menschen, die bereits mit Suchtkrankheiten zu tun hatten oder Menschen in ihrem Umfeld haben, die davon betroffen sind, finden es vielleicht seltsam, von einer »Plastiksucht« zu sprechen. Sie verwenden das Wort sogar für den Titel Ihres Buches. Warum funktioniert der Vergleich? Benedict Wermter:
Der Vergleich hinkt etwas, weil man von Plastik nicht körperlich abhängig werden kann. Das wissen wir. Aber wir haben uns dennoch für diesen Titel entschieden, weil es nicht nur um die Konsumenten und Konsumentinnen geht, die ein Stück weit abhängig oder süchtig danach sind, sondern um Konzerne. Sie waren das Hauptziel unserer Wirtschaftsrecherche. Darum heißt auch der Untertitel »Wie Konzerne Milliarden verdienen und uns abhängig machen«. Auch die Wirtschaft und Großkonzerne sind von Plastik abhängig und haben ihr Geschäftsmodell darauf aufgebaut. Sie sind süchtig danach, immer mehr zu produzieren, und machen uns davon übermäßig abhängig.
Außerdem habe ich mich einige Zeit vor dem Buch mit Suchtpolitik beschäftigt. Da gibt es das 4-Säulen-Modell. Es ist für uns sehr einleuchtend, dass man die ganzen Maßnahmen, die man politisch und wirtschaftlich treffen kann, um aus der Plastikkrise zu kommen, auch in ein 4-Säulen-Modell einteilen kann.
Also wie in der Drogenpolitik. Was genau sind die 4 Säulen des Modells? Benedict Wermter:
Da geht es einerseits um Prävention, präventive Maßnahmen, zum Beispiel Müll durch Mehrwegkonzepte zu vermeiden.
Dann geht es um Therapie. Da fällt in unserem Fall alles rund um Recycling drunter.
Die dritte Säule ist die Schadensminimierung. Die ist in der Suchtpolitik ganz bekannt, dazu gehören Safer Drug Use, Spritzenaustausch oder Drug-Checking. Das wären in der Plastikindustrie die Aufräumaktion, auch die industrielle Müllverbrennung vielleicht. Also Dinge, die man macht, um größeren Schaden abzuwenden.
Schließlich gehört natürlich eine starke Gesetzgebung dazu. In der Drogenpolitik wäre es Strafverfolgung, das braucht es hier auch. Es muss starke Gesetze und Verordnungen (Regulierung) in der Plastikindustrie geben, die müssen dann natürlich auch umgesetzt werden.
Auf einzelne Bestandteile davon kommen wir gleich zu sprechen. Vorab: Haben Sie Beispiele, wie tief die Sucht des Menschen nach Plastik ist, an die man vielleicht sonst nicht sofort denken würde? Benedict Wermter:
Wir alle haben es schon fast vergessen, aber man muss sich nur mal umgucken: Sie haben Plastik auf dem Kopf (Kopfhörer), ich habe auch Plastik in den Ohren (Headphones). Ich schaue auf ein teilweise aus Kunststoff bestehendes Gerät (Laptop), darunter liegt wiederum eine Unterlage aus Kunststoff und ich sitze auf Kunststoffbezügen. Es durchdringt unseren Alltag überall. Und wir gehen eben so weit zu sagen – nicht nur wir, auch die Wissenschaft –, dass wir so viel Polymere2 und Kunststoffe produzieren, dass wir in einem Plastik-Zeitalter leben und man diese später auch im Boden finden wird.
Suchtkranke machen einen Entzug durch. Wie muss ich mir das dann bei Plastik vorstellen? Benedict Wermter:
Sie haben es gerade schon selbst gesagt: Suchtkranke machen einen Entzug durch. In der Plastiksucht wäre das der Verbraucher oder Konsument, der einen Entzug machen muss. Aber das ist gar nicht unser Hauptaugenmerk. Das können wir als Konsumenten kaum leisten; sagen auch Studien.
Sondern? Benedict Wermter:
Wir müssen die entsprechende Infrastruktur und Begebenheiten für einen Entzug vorfinden. Deshalb müssen wir einen Großteil dieser 4 Säulen bei Kunststoff-Akteuren anwenden, bestehend aus Schwer- und Großindustrie, Einzelhandel und Handelsketten. Das ist der große Hebel.
Die werden natürlich nicht gern mitspielen … Benedict Wermter:
Da kommen wir nicht um Verbote und Besteuerung herum. Um all diese Dinge, um die es schon seit vielen Jahren geht und für die seit vielen Jahren schon Lobbyarbeit gemacht wird, um das zu verhindern und zu verschleppen.
Gibt es bestimmte Hebel, die am größten sind? Benedict Wermter:
Also Verbote und Besteuerung wären vermutlich schon sehr große Hebel. Aber das ist alles nicht so einfach. Es gibt Rebound-Effekte3 und das Ergebnis ist nicht immer vorhersehbar.
Natürlich haben auch Handelsketten und »In-Verkehr-Bringer«, wie sie in der Industrie heißen – also alle, die Plastik benutzen und beispielsweise als Verpackung auf den Markt bringen – einen großen Hebel. Die können theoretisch viel mehr mit Mehrweg- und Pfandmodellen arbeiten, wobei da eine ganze Menge passieren muss.
Auch Pool-Verpackungen sind eine gute Idee, also dass sich zum Beispiel verschiedene In-Verkehr-Bringer wie Rewe und Aldi oder auch Nestlé und Unilever zusammentun und eine standardisierte Verpackungsform finden, die ganz einfach ist und die man auch wieder zurücknehmen kann. So etwas kann nicht von uns als Verbrauchern und Konsumentinnen ausgehen.
In Ihrem Buch beschreiben Sie Ihre Idealvorstellung so: »Wir brauchen keine Do-it-yourself-Wirtschaft, sondern eine Do-it-themselves-Economy.« Was ist damit gemeint? Benedict Wermter:
Man sieht das an Unverpacktläden und auch an ökologischer Landwirtschaft – ich war selbst mal in so einer Gruppe, wir haben mit 60 Parteien in Berlin ein Feld bestellt und eigenes Gemüse angebaut – das ist alles nice to have. Das sind auch wichtige Entwicklungen. Aber sind die gesellschaftlich und wirtschaftlich skalierbar? Ist das etwas, das massentauglich ist? Das ist die Frage.
Also reicht es nicht, wenn nur mehr Menschen bewusster auf Plastik verzichten? Benedict Wermter:
Do-it-yourself wie private Unverpacktläden sind oft Nullsummenspiele. Das rechnet sich nicht, das kann sich auch kaum jemand leisten. Deswegen muss die Industrie das schon selbst lösen. Dafür müssen rechtlich die Leitplanken vernünftig gestellt werden, damit das passiert. Das war unser Punkt.
Immer mehr Unverpacktläden schließen, mitunter wegen der steigenden Lebensmittelpreise. Auch Abfüllstationen in Supermärkten schaffen es bisher nicht, sich zu etablieren.
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Und das ist dann ja der Punkt Regulierung von Plastik. Wie Sie auch im Buch erwähnt haben, gibt es das weltweite Abkommen gegen Plastikverschmutzung, an dem derzeit gearbeitet wird. Was erhoffen Sie sich davon? Benedict Wermter:
Es ist, wie der Herr Bundeskanzler immer so schön sagt, »richtig und wichtig, dass es das gibt«. Es stand schon seit Jahren zur Diskussion, dass es ein solches interstaatliches Abkommen geben müsste. Es gibt seitens der Industrie seit vielen Jahren Versprechen, freiwillige Selbstverpflichtungen und Business-to-Business-Abkommen. Aber diese 20 oder 30%, die sie versprechen zu reduzieren oder mehr Rezyklat einzusetzen, kommen nie. Jetzt sehen wir aber einen Wandel. Die Industrie schreitet momentan mit Beratungsagenturen voran und sagt: »Wir brauchen und möchten das auch auf staatlicher Ebene verankern.« Das wird derzeit auf UN-Ebene verhandelt.
Moment mal, die Industrie kommt von sich aus? Benedict Wermter:
Ja, das ist erst mal ein sehr spannender Moment. Gleichzeitig sieht man aber, dass die Pro-Plastik-Staaten wie Saudi-Arabien und die USA, wo viele reiche und mächtige Öl- und Chemiekonzerne sitzen, Probleme damit haben. Jetzt sieht man schon leider in der zweiten Verhandlungsrunde, wie das langsam verebbt und zerredet wird. Ich persönlich denke, es muss passieren, und ich hoffe, dass die Obergrenzen zur Plastikproduktion, die auch besprochen werden, verbindlich umgesetzt werden. Aber ich bin skeptisch, was uns die nächsten 1,5 oder 2 Jahre verhandlungstechnisch bringen werden.
In der EU haben wir schon Richtlinien und Gesetze wie den Green Deal.4 Dann gibt es aber immer wieder Mitgliedstaaten, die das torpedieren und Strafen für nicht recyceltes Material mit Steuergeldern begleichen und auf gut Deutsch darauf scheißen, ihre Industrie in die Pflicht zu nehmen. Das ist der größte Missstand von allen. Es geht alles in die richtige Richtung, aber es muss letzten Endes auch mit einem harten Sanktionsregime umgesetzt werden. Und das heißt dann auch Strafverfolgung.
Überkommt Sie da auch manchmal so ein Ohnmachtsgefühl? Benedict Wermter:
Ich ärgere mich eigentlich eher. Es gibt schon haufenweise vernünftige Lösungen. Das ist alles keine Raketenwissenschaft. Beispiel Recycling: Wir brauchen gar nicht Enzyme, die Verpackungen auffressen, oder all diese Dinge. Wir haben eigentlich schon alles, was es an Vermeidungsstrategien gibt – Systeme, die man wieder befüllen und zurücknehmen kann. Es ist alles da. Es ist nur teurer oder aufwendiger. Das ist das Problem.
Und ja, es gibt Konzerne wie die Schwarz-Gruppe, die Lidl und Kaufland betreiben und die ganz viel machen. Die haben ihr eigenes Abfallunternehmen aufgebaut und dafür auch Entsorger und Recycler aufgekauft. Aber die machen das nur, wenn für sie am Ende ein Plus dabei herauskommt! Wir werden vermutlich keine flächendeckenden Strategien sehen, die das Wachstum behindern. Das macht mich ohnmächtig.
Ist das nicht auch ein Problem des Kapitalismus? Benedict Wermter:
Das ist das Dilemma, alles muss weiterwachsen, es wird alles immer mehr. Auch der Müll wird immer mehr. All das, was man versucht zu reduzieren oder zu recyceln, kann dieses Wachstum nie bewältigen.
Mich ärgert einfach, dass viele große Handelsketten und -marken wie Aldi Süd und Aldi Nord gar nichts in der Hinsicht machen. Warum greifen die keine anderen Vertriebsmodelle auf? Dahinter stecken die reichsten deutschen Familien. Wieso können die das nicht weiter vorantreiben? Deutschland ist im Ingenieurwesen in der Geschichte immer Vorreiter gewesen. Da ist es zu erwarten, dass da ein bisschen mehr passiert.
Wie gehen Sie gegen diese Gefühle vor? Oder wie wandeln Sie Ihre Wut oder Ihren Frust darüber zu etwas Positivem um? Benedict Wermter:
Ich würde mich selbst nicht als frustrierten oder wütenden Menschen bezeichnen. Es ist nicht so, dass ich daran verzweifle. Ich erfülle halt mit der journalistischen Arbeit einen Informationsauftrag. Wir arbeiten an diesem Missstand mit der Recherche.
Es ist natürlich auch wichtig zu sehen: Auch in Deutschland ist Recycling noch nicht das, wofür es stehen soll, wir haben unsere Probleme und sind nicht klimaschonend unterwegs, aber wir haben Recycling hier ziemlich gut gemanagt. Es ist eher global gesehen ein Riesenproblem. Ich bin viel in Indonesien und in Asien unterwegs, und es ist in Afrika und teilweise in Südamerika genau dasselbe. Dort sind wirklich die Müllhalden der Welt und da wird es schon beängstigend. Gleichzeitig sind sie die Wachstumsmärkte der Industrie. Das muss nicht frustrieren oder depressiv machen, aber da überkommt einen schon ein schockierendes Gefühl.
Wie kriegen wir denn die reichen Familien, welche die Verantwortung für die Geschäftspraktiken von Aldi und Co. tragen, dazu, sich mehr zu engagieren, mehr zu machen? Benedict Wermter:
Ich hoffe durch den Druck, den wir medial erzeugen. Zum einen dadurch, dass es gesellschaftlich Thema ist. Zum anderen dadurch, dass es medial und auch zu Hause diskutiert wird – und dass das hoffentlich Anpassungsdruck erzeugt. Wir haben in Deutschland beispielsweise eine Mehrwegangebotspflicht. Davon bekommt so gut wie niemand etwas mit.
Seit Januar 2023 müssen auch kleine Imbissbetriebe Kund:innen erlauben, ihre Speisen oder Getränke in mitgebrachte Behälter abzufüllen, wenn sie keine Alternative zu Einwegplastik-Verpackungen anbieten.
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Es kommt mir aber so vor, als ob diese Maßnahmen nur dazu da sind, um das Gewissen zu beruhigen. Da muss es doch ganz einfach eine flächendeckende Mehrwegpflicht für bestimmte Artikel geben. So bekommt man auch den Handel in die Pflicht, das wäre ein Instrument. Oder wir könnten über eine Polymersteuer reden. Die wird bei der UN im Rahmen des weltweiten Plastikabkommens jetzt diskutiert. Einige afrikanische Staaten wollen, dass Hersteller von Polymeren schon in einen Fonds einbezahlen, der dann hintenraus die Umweltprobleme und Aufräumaktionen auffängt – egal wo diese anfallen.
Wir haben jetzt sehr viel über Verpackungen in Supermärkten gesprochen, aber Plastik wird ja nicht nur für Konsum oder Alltagsgegenstände verwendet, sondern steckt noch in vielen anderen Dingen. Es wird auch im Hausbau verwendet und die Polymere für Arzneimittel … Benedict Wermter:
Exakt. Ein Kernproblem ist, dass Plastik als Primärkunststoff zu günstig ist. Die Herstellung wird gar nicht besteuert. Es gibt in den meisten Ländern nicht einmal eine Mineralölsteuer da drauf. Wir bezahlen Steuern auf Treibstoffe, aber diese ganze Plastikherstellung und Lieferketten passieren überwiegend steuerfrei. Das führt dazu, dass neue Kunststoffe viel zu günstig im Vergleich zu recycelten Kunststoffen sind. Dabei ist es ja möglich, Kunststoffe zu recyceln – es rechnet sich nur oft nicht.
In Deutschland gilt die erweiterte Herstellerverantwortung. Das heißt: Jeder, der Plastik oder eine Verpackung auf den Markt bringt, muss für die Entsorgung bezahlen, sodass die Abfallwirtschaft finanziert wird. Eine Besteuerung der Produktion könnte helfen, die sogenannten »Polymer-Fees«. Sie würde die Herstellung von Neukunststoff verteuern und dadurch sollte dann bestenfalls das Rezyklat finanziell wieder attraktiver werden.
Was sind denn Lösung oder Ideen anderswo, die Sie beeindruckt haben? Benedict Wermter:
Wenn ich nach Indonesien schaue, werden sich die Menschen dort keine teure Technik leisten können. Da ist es schon beeindruckend, wenn dort eine Halle aufgestellt wurde, wo 2 Förderbänder laufen, um den Müll manuell zu sortieren. Das ist dann schon ein kleiner Erfolg.
Ich halte fest: Lösungen sind da, wir müssen sie nur endlich umsetzen und großflächig anwenden. Mir hat das Lesen Ihres Buches auch Hoffnung gemacht. Denn ich habe zum Beispiel gelernt, dass immer mehr nachhaltige Patente für Kreislauf-basierende Lösungen angemeldet werden. Also können wir doch noch zuversichtlich in die Zukunft schauen? Benedict Wermter:
Ja, ich denke, das können wir. Weil die Menschen, mit denen wir gesprochen haben für das Buch, auch Entscheidungsträger sind oder Leute, die in Konzernen arbeiten. Sie denken, dass die kleinen Schritte, die sie machen, notwendig und gut sind. Da ist einiges passiert in den letzten Jahren. Da sind Menschen in den Unternehmen, die nun größere Schritte machen wollen, Dinge wagen wollen. Genau das brauchen wir jetzt. Jetzt braucht es ein Stück weit Wagnis und Leute, die vielleicht auch mal ein kleines Minus oder eine etwas größere Investition in Kauf nehmen. Der gesellschaftliche Druck und die Akzeptanz sind da.
Ein Besuch in Englands Regenwäldern hat mir gezeigt: Wir Menschen sind keine Individuen
July 12, 2023
Dies ist ein Artikel des werbefreien Magazins Perspective Daily. Lies hier noch mehr Nachrichten, die sich auf Lösungen fokussieren.Regen tropft von ...
Regen tropft von meiner Nasenspitze, als ich die Steintreppen zum Wasserfall hinuntersteige. Jede Stufe führt mich tiefer in den Wald. Und jede Stufe lässt mich ein Stück mehr nachvollziehen, was die bis zu 16 Millionen Tourist:innen jährlich hierher in den Lake District1 zieht. Das Blätterdach ist dicht, die mit Moosen umhüllten Bäume sind alt und verzweigt. Farne wachsen bis in ihre Wipfel. Durch das Regenwetter sind die Farben gedämpft, was dem Ort zusätzlich etwas Mystisches verleiht.
Wer den Nationalpark in Nordwestengland betritt, kann sich seiner einzigartigen Atmosphäre kaum entziehen. Jedoch wissen nur die wenigsten, mit was für einer Kostbarkeit sie es zu tun haben – weder die Viktorianer:innen im 18. Jahrhundert,2 für die die Region ein beliebter Ausflugsort war, noch die Millionen von Besuchenden heute.
Blick auf den Aira-Wasserfall im Lake District.
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Copyright Désiree Schneider
Sogar vielen der im Lake District heimischen Menschen ist es nicht bewusst: Sie leben mit einem der wenigen verbliebenen Regenwälder Großbritanniens, ja sogar ganz Europas.
Anders als die Regenwälder in Brasilien, Zentralafrika oder Südostasien wachsen sie nicht in tropischen Klimazonen. Sie sind deutlich kühler und werden »gemäßigte Regenwälder« genannt. Was sie mit ihren tropischen Verwandten gemeinsam haben und sie zu Regenwäldern macht: Sie haben das ganze Jahr über ein feuchtes Klima und einen hohen Niederschlag. Dass es bei meinem Besuch regnet, ist also ein wesentlicher Charakterzug des Nationalparks.
Ihre klimatischen Bedingungen machen gemäßigte Regenwälder zu wichtigen Ökosystemen und zu Hotspots der Artenvielfalt. Da sie jedoch keine schillernden Kolibris, bunten Papageien, gefährlichen Jaguare und Elefanten oder saftigen Papayas beheimaten, sind sie nicht so offensichtlich und eindrucksvoll wie ihre schwülen Verwandten. Daher werden sie bei Natur- und Klimaschutzmaßnahmen bislang vernachlässigt. Umweltschützer:innen in Großbritannien ändern das momentan. Sie erforschen die seltenen Lebensräume und zeigen, wie wichtig sie sind (auch für uns). Sie beherbergen einige der ältesten Lebewesen der Welt und wir können einiges von ihnen lernen. Wie etwa: Menschen sind keine Individuen.
Wie Großbritannien seine Regenwälder wiederentdeckte
Die Fragmente britischer gemäßigter Regenwälder sind erst vor Kurzem »wiederentdeckt« worden. Eigentlich ist es eher eine Umbenennung eines Lebensraums, der zuvor als Atlantischer Eichenwald bekannt war.3 Dass es sich per Definition um gemäßigte Regenwälder handelt, war nur einigen Wissenschaftler:innen und Naturkenner:innen bewusst. Einer davon ist Guy Shrubsole, ein ehemaliger Aktivist der internationalen Umweltschutzorganisation »Friends of the Earth« (Freund:innen der Erde). Heute arbeitet er als Forscher und Buchautor.
Er fand heraus: Derzeit sind rund 1% der Fläche Großbritanniens mit den nassen Wäldern bedeckt, Tendenz schwindend.
Viele der englischen Regenwälder sind vor langer Zeit durch die Äxte bronzezeitlicher Bauern und mittelalterlicher Zinnbergleute verloren gegangen. Andere gingen in jüngerer Zeit durch eine gut gemeinte, aber zutiefst fehlgeleitete Forstpolitik verloren, die dazu führte, dass uralte, knorrige Eichen zugunsten schnell wachsender Sitka-Fichten gefällt wurden. Und an vielen Orten, an denen Regenwälder auf natürliche Weise gedeihen würden, hat die Überweidung durch Schafe – deren scharfe Zähne hungrig jedes Bäumchen auffressen – ihre Rückkehr verhindert. – Guy Shrubsole in The Guardian
Die meisten Regenwaldgebiete stünden nicht unter Naturschutz. Wie viel Fläche sie einmal bedeckt haben, ist noch nicht bekannt. Doch rund 20% der Landfläche Großbritanniens weisen das richtige Klima auf, um gemäßigte Regenwälder zu beheimaten. Das zeigt eine Studie aus dem Jahr 2016.
Diese Erkenntnisse haben den Aktivisten optimistisch gestimmt. Er machte es sich zur Mission, die verbliebenen Regenwaldfragmente im Vereinigten Königreich zu schützen. Der erste Schritt dahin war, die Wälder durch eine gezielte Umbenennung aufzuwerten. So erstellte er 2021 einen Blog namens »Die verlorenen Regenwälder Großbritanniens«.
In einem zweiten Schritt wollte er sich einen Überblick verschaffen, welche Regenwaldfragmente überhaupt noch existieren. Sie wurden zuvor noch nie kartiert. Also rief er über seinen Blog Menschen dazu auf, Informationen und Bilder von potenziellen Regenwaldgebieten einzureichen.
Das Projekt stieß bei den Brit:innen, die während Pandemie und Lockdowns die Natur vor ihrer eigenen Haustür erkundeten, auf große Resonanz. Die mediale Berichterstattung und der generelle Wunsch der Einheimischen nach mehr Blätterdächern taten ihr Übriges. Denn nur rund 13% der Landfläche Großbritanniens sind bewaldet, damit ist es eines der Schlusslichter im Europa-Vergleich.
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Auf seinen Aufruf erhielt Guy Shrubsole Tausende Einsendungen. Diese verifizierte er mithilfe von Bildern oder durch eigene Reisen und veröffentlichte sie auf einer für alle einsehbaren Onlinekarte. Sein Wissen hat der Aktivist 2022 in einem Buch veröffentlicht.
Zusammen mit der Karte hofft er, dass die gesammelten Informationen Behörden und anderen Naturschützer:innen helfen, um geschützte Regenwaldgebiete und wirksame Strategien zur Bewirtschaftung der Wälder einzurichten.
So erkennst du gemäßigte Regenwälder
Die meisten Regenwaldfragmente in Großbritannien befinden sich in Küstenregionen oder in Bergregionen mit tiefen Einschnitten wie Flüssen, Schluchten und Wasserfällen. Sie tragen zu den feuchten Bedingungen bei. So sind die britischen Regenwälder vor allem an der steilen Westküste Schottlands und Nordirlands, dem bergigen Wales, dem hügligen und vom Meer umgebenen Cornwall und Devon in Südwestengland zu finden. Und in den Bergen des (wie der Name schon hergibt) seenreichen Nationalparks Lake District, den ich besucht habe.
»Epiphyten« ist die Antwort von Guy Shrubsole. Also Pflanzen, die auf anderen Pflanzen wachsen. In tropischen Regenwäldern sind es Orchideen, in Großbritannien eher Moose, Farne und Flechten. Sie können aufgrund der dauerfeuchten Umgebung auf Stämmen und aufeinander bis hoch in die Baumwipfel wachsen. Ihr Vorhandensein ist der am einfachsten zu erkennende Indikator von gemäßigten Regenwäldern.
Dass es sich dabei nicht nur um »ein paar Farne« handelt, erkennst du leicht. Moose und Farne umarmen die Stämme, Äste und Steine wie ein enges, pelziges Kleid. Sie sind das ganze Jahr über grün.
Als Zweites kannst du auf Kletterpflanzen achten, wie Efeu, Clematis und Geißblatt. Sie allein sind noch kein Indiz für einen gemäßigten Regenwald, doch zusammen mit Epiphyten sind sie gut zu erkennende Merkmale.
Dann braucht es natürlich noch eine gewisse Regenmenge. Vor allem die auf den Bäumen wachsenden Moose, Farne und Flechten leben vom Regenwasser, das an den Stämmen der Bäume herunterrieselt, und von Tröpfchen, die in Wolken und Nebel schweben. Daher ist nicht nur die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge wichtig, sondern auch, dass es zu jeder Jahreszeit genügend regnet.
An diesen Orten findest du gemäßigte Regenwälder weltweit. Sie sind seltener als tropische Regenwälder.
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Weltweit ist der gemäßigte Regenwald in so unterschiedlichen Ländern wie Irland, Japan, Neuseeland, Kanada und Chile zu finden. Aber nicht jeder sieht so aus wie in Großbritannien. Ja, nicht einmal die Regenwaldfragmente im Lake District ähneln denen an der schottischen Westküste, in Wales oder im südlichen Cornwall. Genau das macht sie so besonders.
Ihre Artenvielfalt ist nicht so hoch wie in den großen tropischen Wäldern. Dafür haben sich die kühleren Regenwälder genau an ihre Standorte angepasst. In ihnen gibt es Tier- und Pflanzenarten, die nur dort zu Hause und entsprechend selten sind. So sind die gemäßigten Regenwälder im Vereinigten Königreich mit uralten Eichen übersät, von denen viele Hunderte, wenn nicht Tausende von Jahren alt sind. Und im Sommer ziehen seltene Zugvögel wie der braun-weiße Trauerschnäpper und der Waldlaubsänger ein, um im feuchten Boden und zwischen den Moosen und Pilzen nach Insekten zu suchen.
Außerdem beherbergen sie einige der größten und ältesten Organismen der Welt: Flechten. Nach diesen Lebewesen habe ich mich im englischen Regenwald auf die Suche gemacht. Denn von ihnen können wir einiges lernen.
Den Bäumen, auf denen sie wachsen, schaden Flechten nicht. Gestein hingegen wird von ihren wachsenden Wurzeln sehr langsam aufgelockert, was so Bodenbildung und neues Leben ermöglicht.
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Ein Gedankensprung: Warum Menschen keine Individuen sind
Verschlungene graublaue Rosetten ziehen sich über den Stamm. Daneben wachsen feine, weißgelbe Härchen. Wenige Zentimeter darunter bedecken weiße Pusteln die Rinde. Sie sehen aus wie Seepocken, die Muscheln und Felsstrände überziehen. Die Formen und Farben der Flechten erinnern an Korallenriffe. Ich beuge mich weiter zum Baum vor, um sie genauer zu betrachten. Das Moos des Baumstamms kitzelt meine Nase, ich atme den Geruch von nassem Holz und Erde ein.
Die meisten werden Flechten kennen. Sie wachsen nicht nur in Regenwäldern, dort allerdings besonders gern. Sie kommen häufig als gräuliche oder grünliche Kruste auf Baumstämmen daher und werden als Baumkrankheiten abgetan – und wie die gemäßigten Regenwälder übersehen. Dabei gehören sie zu den faszinierendsten Lebensformen weltweit, welche die Naturwissenschaften immer wieder vor Herausforderungen stellen und zeigen, dass wir Menschen unsere Umgebung und uns selbst nicht verstanden haben.
Jahrhundertelang hielten Forschende Flechten für Pflanzen, später für Pilze. In den 1860er-Jahren entdeckte der Schweizer Botaniker Simon Schwendener jedoch: Es handelt sich um eine Partnerschaft zwischen einem Pilz und einer Alge. Diese leben in so enger Symbiose miteinander, dass sie zusammen einen völlig neuen Organismus bilden. Dabei produzieren Algen oder Bakterien Nahrung für den Pilz, indem sie CO2 durch Fotosynthese in Zucker umwandeln. Der Pilz wiederum gibt die Struktur vor und bringt Wasser, Mineralien und andere Nährstoffe mit in die Beziehung, die er aus der Luft, dem Regen oder seinem Standort aufnimmt.
Die meisten Flechtenarten brauchen saubere Luft, um zu gedeihen. Ihr Vorkommen deutet also auf eine gute Luftqualität und alte Wälder hin.
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Wir können nicht aus anatomischen Gründen [als Individuum] definiert werden, weil wir unseren Körper mit Mikroben teilen und aus mehr mikrobiellen Zellen bestehen als aus unseren »eigenen« – Kühe können zum Beispiel kein Gras essen, aber ihre mikrobiellen Populationen können es, und der Körper der Kühe hat sich so entwickelt, dass er Mikroben beherbergt und sie ernährt. – Merlin Sheldrake in »Verwobenes Leben«
Die Worte des Biologen hallen in meinem Kopf nach, als ich meine Finger gedankenverloren über die weißgraue Bartflechte vor mir streichen lasse. Sie ist handgroß, also muss sie über 100 Jahre alt sein. Die meisten Flechten wachsen nämlich nur 1 Millimeter pro Jahr oder langsamer. Eines der ältesten, noch lebenden Geschöpfe der Welt ist eine gelbe Landkartenflechte auf der kanadischen Baffininsel. Sie wächst auf Gestein, ist kaum größer als eine Familienpizza und soll über 9.800 Jahre alt sein.
Das sind unvorstellbar große Zeitspannen für einen Menschen. Generell ist das Leben der Flechten für den Menschen – auch durch die rein wissenschaftliche Brille – noch kaum erfassbar. Und doch fühle ich mich in diesem Moment dem Mikroorganismus unter meinen Fingern nahe. Denn so verschieden sind wir gar nicht. Wir sind wie sie: etablierte Netzwerke und Teil der Natur.
So können die gemäßigten Regenwälder wieder wachsen
Die Aufmerksamkeit der vergangenen Jahre hat den gemäßigten Regenwäldern in Großbritannien gutgetan. Gemeinnützige Organisationen und Privatpersonen in England, Wales und Schottland haben Projekte gestartet, um ihre lokalen Regenwälder zu schützen und zu erweitern. Abgesehen vom Klimawandel sind die 2 größten Bedrohungen die Überweidung durch Schafe oder Rehe und invasive Pflanzenarten, insbesondere Rhododendren. Die Tiere grasen das Unterholz ab, sodass die einheimischen Bäume nicht mehr nachwachsen können, während der Strauch einheimischen Pflanzen das Licht abschneidet und den Platz wegnimmt.
Die Ausläufer des Regenwaldes.
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Copyright Désiree Schneider
Deswegen fokussieren sich die meisten Projekte darauf, mit lokalen interessierten Menschen ins Gespräch zu kommen und sie für das Thema zu sensibilisieren. Mit ihnen gemeinsam wollen sie dann etwa auf Rhododendren-Jagd gehen oder Landwirt:innen ins Boot holen, um betroffene Gebiete einzuzäunen. Die gute Nachricht: Wie sich zeigt, erholen sich die Regenwälder von selbst gut und brauchen nur den nötigen Freiraum, um sich wieder zu entfalten. (20% der Landfläche haben immerhin gute klimatische Bedingungen, um sie wieder willkommen zu heißen.)
Es gibt noch keine offiziellen Zahlen dazu, wie hoch der Nutzen der gemäßigten Regenwälder Großbritanniens für die Wirtschaft ist, also etwa, wie viel CO2 sie speichern können. Doch die Zahlen werden sicher bald folgen. Sie werden als Argument gebraucht, wenn die britische Regierung die Vorhaben unterstützen soll.
Bis dahin ist der gemäßigte Regenwald in guten Händen. Die Umweltschutzorganisation The National Trust, der der Regenwald im Lake District gehört und die ihn managt, hat etwa erst im Mai eine neue Aussichtsplattform in der Nähe des Wasserfalls fertiggestellt und die Wege im Nationalpark neu gesichert. Auch das gehört mit der zunehmenden Beliebtheit der wiederentdeckten Wälder zu einem verantwortungsbewussten Waldmanagement dazu. So wird Besucher:innen ermöglicht, mehr über die Wälder zu erfahren und sie auf festen Wegen zu genießen, ohne das Ökosystem allzu viel zu beschädigen.
Auch für die Forschung ist der Erhalt dieser mystischen Orte von großem Interesse. Wie genau die Symbiosen der verschiedenen Mitglieder, die eine Flechte bilden, aussehen, wie flexibel oder spezifisch sie sind und warum sie diese Beziehungen miteinander eingehen – darüber sind Wissenschaftler:innen heute noch verschiedener Meinung. Klar ist jedoch: Je näher wir der Lösung des Rätsels kommen, desto eher vermögen sie unser gesamtes Verständnis von Lebewesen und Beziehungen zu verändern.
Das Recyclingsymbol gehört in die Tonne. Es gibt bessere Alternativen
July 3, 2023
Dies ist ein Artikel des werbefreien Magazins Perspective Daily. Lies hier noch mehr Nachrichten, die sich auf Lösungen fokussieren.Wir schreiben das...
Wir schreiben das Jahr 1970. Ohrenlange glatte Haare und ein Ankerbart – wie bei Robert Downey Jr. in Ironman – rahmen das schmale Gesicht, eine Brille mit dickem Gestell die Augen. Diese fixieren ein Blatt Papier mit einer selbstgemalten Grafik. Noch weiß der 23-jährige Student Gary Anderson nicht, dass sein Design einmal weltbekannt wird: 3 Pfeile in Form eines Dreiecks, die sich gegenseitig jagen.
Der Grafikdesigner der Container Corporation of America und Gary Anderson (rechts) besprechen das Recyclingsymbol.
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Heute, 53 Jahre später, springt uns das Recyclingsymbol auf fast allem entgegen, was eine Verpackung besitzt oder im Entferntesten mit Recycling zu tun hat – auf Mülleimern, Bohnendosen, Sonnencremeverpackungen und etwa Infobroschüren und Werbung zum Thema Recycling sowie Unternehmenslogos. Das Problem: Das Symbol hat keine festgelegte Bedeutung. Das verwirrt Verbraucher:innen und macht Mülltrennung unnötig kompliziert, obwohl diese sehr wichtig ist.
Sagen die 3 Pfeile auf der Cremeverpackung nun aus, dass sie wiederverwertet werden kann oder aus recycelten Materialien besteht? Und was ist der Unterschied zu anderen Symbolen wie dem Grünen Punkt?
Weißt du, wofür das Symbol mit den 3 sich jagenden Pfeilen steht?
Je nach Verwendung stehen die 3 Pfeile für unterschiedliche Dinge. Das war einmal anders. Der inflationäre und irreführende Gebrauch des Recyclingsymbols hat dazu geführt, dass eine erste Regierung seine Verwendung bereits eingeschränkt hat. Weitere denken darüber nach. Sie wollen damit gegen Fehlinformationen vorgehen und sehen es als ein Puzzlestück, um die Plastikkrise in den Griff zu bekommen.
Wie es dazu kommen konnte, welche Auswirkungen das zu viel verwendete Zeichen auf die Plastikkrise hat und welche Lösungen es gibt, erfährst du in diesem Artikel.
Die Geschichte der 3 Pfeile und deren Erfinder, der über seinen Erfolg stolperte
Der Wettbewerb des Kartonherstellers war eine Antwort auf das rasant wachsende Umweltbewusstsein in den USA. Erst ein Jahr zuvor, 1969, kam es zu einem Unfall im Meer vor Santa Barbara: Beim Austausch eines Ölbohrers konnte unkontrolliert Erdöl aus einem Bohrloch entweichen. Ein gigantischer Ölteppich aus schwarzem, teerhaltigem Schlamm bedeckte die postkartenschöne Küste Südkaliforniens. Die Bilder sorgten für Schlagzeilen und trugen so zur Entstehung der ersten großen Umweltbewegung bei.
Container Corporation of America nutzte diese Atmosphäre. Über den Wettbewerb wollte der Kartonhersteller ein einprägsames Symbol für seine Pappe finden, die wiederverwertet werden konnte oder recycelt war. Es sollte den Wert von Recycling verdeutlichen. Rund 500 Designs wurden eingereicht. Gary Andersons Idee gewann.
»Ich habe nicht lange gebraucht, um mein Design zu entwerfen: ein oder zwei Tage«, schreibt Anderson 2012 in der Financial Times. Er hatte zuvor einen Vortrag über die Wiederverwendung von Abwasser gehalten und eine Grafik entworfen, die den Fluss des Wassers beschrieb. Davon holte er sich Inspiration. Über den Gewinn habe er sich gefreut, doch es nicht als besonders wichtig empfunden.
Der Kartonhersteller druckte fortan die 3 abgeknickten Pfeile auf seine Kartons und kennzeichnete damit, ob sie wiederverwertetes Altpapier enthielten oder recyclingfähig waren. Diese Codes wurden wie folgt festgelegt:
Pfeile in einem schwarzen Kreis zeigten, dass ein Karton aus 100% Altpapier bestand.
Ein leerer Kreis mit Pfeilen bedeutete, dass er nur einen gewissen Anteil an recyceltem Material enthielt, manchmal gab es noch eine Prozentangabe dazu.
Die Pfeile ohne Kreis symbolisierten: Der Kartonbehälter war recyclingfähig.
Diese 3 Variationen von Andersons Designs wurden von dem US-amerikanischen Kartonhersteller benutzt, um verschiedene Bedeutungen zu vermitteln.
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Zeitgleich brachte die steigende Nachfrage nach Faserrecycling die größten US-amerikanischen Papier- und Kartonhersteller zu Gesprächen zusammen. Zu ihnen gehörte auch die Container Corporation of America. Sie lobbyierte im Herbst 1970 für ihr neues Design und ließ es andere Verbände gegen eine Gebühr verwenden. Doch als der Hersteller das Design patentieren lassen wollte, fochten andere Unternehmen den Anspruch an, bis ihn der Kartonhersteller aufgab. So ging Andersons Design in den öffentlichen Besitz über. Nun konnte das Symbol jeder so verwenden, wie er mochte. Innerhalb der nächsten Jahrzehnte wurden die 3 Pfeile zum Symbol für Recycling schlechthin.
Für Gary Anderson, der später als Architekt und Stadtplaner arbeitete, kam diese Entwicklung überraschend:
Sechs oder sieben Jahre nach meinem Studienabschluss lebte ich in Saudi-Arabien. […] Eines Sommers flog ich für einen Urlaub nach Amsterdam. Ich werde es nie vergessen: Als ich aus dem Flugzeug stieg, sah ich mein Symbol. Es befand sich auf einer großen, igelförmigen Recyclingtonne. Und es war größer als ein Strandball! Ich war wirklich verblüfft. Ich hatte jahrelang nicht mehr über dieses Symbol nachgedacht, und jetzt sprang es mir ins Gesicht. – Gary Anderson, Designer des Recyclingsymbols, in der Financial Times
So wird das Symbol heute genutzt
Heute gibt es viele Logos, die von Gary Andersons Design inspiriert sind. Manchmal sind es nur noch 2 Pfeile und ein Kreis anstelle eines Dreiecks, doch die Grundidee bleibt die Gleiche: Es soll einen geschlossenen Kreislauf darstellen und damit Nachhaltigkeit symbolisieren.
Da gibt es beispielsweise das britische Symbol »widely recycled«, welches bedeutet, dass das Material von mindestens 75% der lokalen Müllentsorgungsunternehmen in Großbritannien akzeptiert wird. Der in Deutschland bekannte Grüne Punkt bedeutet, dass ein Plastikhersteller das Entsorgungsunternehmen des Grünen Punkts bezahlt hat, seinen Müll zu entsorgen.1 Auch in China, Japan und Taiwan werden ähnliche Symbole für die Müllsammlung verwendet.
Das grüne Recyclingsymbol und die Recyclingcodes für Kunststoffe werden weltweit verwendet. Das Design hat die Symbolwahl der meisten Länder geprägt.
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Das am weitesten verbreitete und daher wohl bekannteste Symbol ist der Recyclingcode. Diese sind zwar freiwillig, aber werden weltweit verwendet: 3 Pfeile im Dreieck mit einer Zahl in ihrer Mitte. Sie wurden 1988 von der Kunststoffinteressenvertretung Society of Plastics Institute eingeführt, um das Sortieren von Plastikmüll zu erleichtern. Denn es gibt Hunderte verschiedene Kunststofftypen, die unterschiedlich recycelt werden müssen. Die Zahl des Recyclingcodes gruppiert die am häufigsten verwendeten Kunststofftypen und verrät Recyclern, womit sie es zu tun haben. Später wurden die Recyclingcodes auf Papier, Metalle, Batterien, Glas und organische Materialien erweitert.
Obwohl es das vielleicht suggerieren mag: Das Pfeilsymbol sagt bei den Recyclingcodes nichts darüber aus, ob ein Material wiederverwertet werden kann.2 Im Falle der meisten anderen Symbole, die von dem Design inspiriert wurden – wie dem Grünen Punkt –, ebenfalls nicht. In der Theorie lassen sich zwar alle Plastikarten und Materialmischungen recyceln – im Labor, mit viel Zeit, Geld, in kleinen Mengen und unter idealen Bedingungen. In der Praxis sieht es jedoch anders aus.
Müll wird nicht richtig entsorgt, ist kontaminiert, hat viele Zusatzstoffe oder besteht aus einem Materialmix. Um bei Kunststoffen zu bleiben: Ballen aus aussortierten Resten und Mischplastik lagern auf dem Gelände von Müllsortieranlagen. Für die Betreiber lohnt es sich nicht, sie zu recyceln, die Ballen lassen sich nicht verkaufen. Sie müssen im Gegenteil sogar Geld an Betreiber von Verbrennungsanlagen bezahlen, damit diese die Ballen einäschern.
Dem Problem auf der Spur: Eine Lösung aus der Forschung
Das Phänomen solcher irreführenden Logos – bewusst oder unbewusst – nennt sich Greenlabeling. Es ist eine subtile Form von Greenwashing, also Produkte nachhaltiger wirken zu lassen, als sie es sind. Nun wäre es einfach, die Schuld bei den Karton-, Metall-, Plastik- oder anderen Herstellern und Recyclingunternehmen zu suchen (oft sind sie beides in einem). Manche von ihnen benutzen sicher bewusst die 3 Pfeile, um damit auf der grünen Welle mitzuschwimmen.
Das eigentliche Problem liegt aber woanders, wie ein englisch-australisches Forschungsteam 2022 in einer Studie herausstellt: Es fehlt eine verpflichtende Kennzeichnung, die Verbraucher:innen und Recyclingunternehmen klar mitteilt, ob eine Verpackung oder Produkt recycelt werden kann und unter welchen Umständen. Es fehlt an Transparenz, die den freiwilligen Zirkus ablösen kann.
Daher haben die Forschenden ein Kennzeichnungssystem für Kunststoffe erarbeitet und in der Fachzeitschrift Environmental Science & Policy veröffentlicht. Sie schlagen ein Label vor, das um einiges ausgefeilter ist als das, was sich der US-amerikanische Kartonhersteller 1970 ausgedacht hat. Das von ihnen vorgeschlagene Kennzeichnungssystem gibt nicht an, ob ein Kunststoff theoretisch recycelbar ist. Es liefert Verbraucher:innen Informationen, wie gut er sich tatsächlich vor Ort wiederverwerten lässt und welche Auswirkungen er auf Umwelt und Gesundheit hat.
Laut den Forschenden sollte das Label vor allem 3 Informationen enthalten:
Wie nachhaltig ist die Verpackung oder das Plastikprodukt? Auf einer leicht verständlichen Skala soll angegeben werden, wie nachhaltig die Verpackung ist. Dabei wird miteinbezogen, ob und wie gut sie mit der Entsorgungsinfrastruktur des Landes recycelt werden kann, ob sie etwa toxische Zusatzstoffe enthält und wie belastend die Produktion für die Umwelt ist.
So würden etwa PET-Flaschen in Deutschland besonders gut abschneiden, da sie über die Pfandrückgabe nicht im Gelben Sack landen, sondern getrennt gesammelt werden. Da sie auch separat recycelt werden, ist das Rezyklat aus alten PET-Flaschen besonders rein und sehr gefragt. Vielschichtige Verpackungen von Gummibärchen hingegen, die nicht getrennt werden können, oder Abflussreiniger würden schlechter abschneiden.
In welchen Müll kommt das? Die Kennzeichnung soll klare Anweisungen haben, wie Verbraucher:innen das Plastik richtig entsorgen müssen – und zwar dort, wo sie es gekauft haben. In Deutschland wäre das etwa: der Gelbe Sack oder die Wertstofftonne. Kann der Kunststoff mit dem aktuellen Stand der Technik nicht recycelt werden, müsste es ehrlicherweise die schwarze Tonne sein. Im Falle von biobasierten und kompostierbaren Alternativen kann es in der Zukunft vielleicht auch der Komposthaufen sein.
Welche Materialien und Zusatzstoffe wurden verwendet? Die Forschenden wollen, dass das Plastik und alle seine chemischen Zusatzstoffe mitangegeben werden. Hier würde auch stehen, ob die Verpackung aus bereits recycelten Materialien besteht.
Diese Idee löst zwar nicht das Problem, dass Verpackungen gesundheitsgefährdende Substanzen oder Zusatzstoffe enthalten, die das Rezyklat verunreinigen, doch es schafft Transparenz. Diese brauchen Verbraucher:innen, um informierte Kaufentscheidungen treffen zu können, und Recycler, um den Druck auf die Hersteller für nachhaltigere und recyclingfähigere Verpackungen zu erhöhen.
Das sind 2 Beispiele, wie das Kennzeichnungssystem aussehen könnte, das die Forschenden vorgeschlagen haben.
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Eine solche verpflichtende Kennzeichnung könnte auch die Entsorgung und Wiederverwertung von importierten und exportierten Produkten und Verpackungen verbessern, die nicht in ihrem Herstellungsland als Müll anfallen. Einer der größte Nutzen ist für die Forschenden jedoch: Die Kennzeichnung legt den Finger in die Wunde, zeigt transparent, welche Hersteller Nachholbedarf haben. So wird die Verantwortung für Kunststoffabfälle wieder weg von den Verbraucher:innen hin zu den Herstellern gelenkt, die gleichzeitig auch die Designer der Verpackungen sind und einer der zentralen Hebel für Veränderung.
Ähnlich argumentiert auch die Regierung des US-Bundesstaats Kalifornien. Er ist der Erste, der dem Recyclingsymbol den Kampf angesagt hat. Allerdings will der Bundesstaat die 3 Pfeile, die sich momentan ziellos nachjagen, nicht abschaffen. Sie sollen eine neue Chance bekommen und wieder zu einem Symbol werden, das für einen geschlossenen Kreislauf steht.
Kalifornien macht es vor: Eine Lösung in der Praxis
Im Jahr 2021 hat Kalifornien ein Gesetz erlassen, das irreführende Marketingversprechen zur Umweltfreundlichkeit auf Verpackungen unter Strafe stellt. Dies gilt für den Missbrauch des Begriffs »recycelbar« und des Recyclingsymbols. Anstelle es jedoch komplett abzuschaffen, hat Kalifornien die Verwendung des Symbols an strikte Vorgaben geknüpft. Hersteller dürfen die 3 Pfeile nur verwenden, wenn das Material den landesweiten Kriterien für die Wiederverwertbarkeit entspricht.
Die treibende Kraft dahinter ist der kalifornische Oberstaatsanwalt Robert Bonta. Um seinem Vorhaben Nachdruck zu verleihen, hat Bonta seit 2022 2 Verfahren am Laufen:
Vor Kurzem meldete sich nun auch das US-amerikanische Umweltbundesamt und erklärte, dass es regelmäßig von der Öffentlichkeit mit Fragen über die Recyclingfähigkeit von Produkten bombardiert werde. Es forderte in einer offiziellen Stellungnahme an die Federal Trade Commission (Bundeshandelskommission), das Pfeillogo für die Recyclingcodes zu streichen. Die Kommission aktualisiert derzeit ihr Regelwerk über die Art von Umweltaussagen, die Unternehmen über ihre Produkte machen dürfen.
Zum Hintergrund: In den USA werden laut dem Umweltbundesamt weniger als 1/3 aller anfallenden festen Siedlungsabfälle recycelt, in Deutschland waren es 2020 über 2/3. Auch der Anteil des Kunststoffrecyclings ist in den USA erschreckend gering und liegt bei unter 10%. Hierzulande müssen seit 2022 63% der Kunststoffe dem Recycling zugeführt werden – was allerdings nicht heißt, dass sie auch recycelt werden. Aber immerhin gibt es eine Recyclinginfrastruktur, die verbessert werden kann. Die gibt es vielerorts in den USA noch nicht. Mit Kalifornien gibt zumindest der wichtigste Wirtschaftsstandort der USA die Richtung an.
Die Richtung, in die wir steuern (müssen)
Die EU-Kommission will falsche Unternehmensversprechen verbieten
Sogar die EU zieht nach. Die EU-Kommission hat einen 91-seitigen Vorschlag erarbeitet, mit dem sie falschen Nachhaltigkeitsversprechen Einhalt gebieten will. Die Kommission möchte, dass Unternehmen ihre Werbeversprechen in Zukunft begründen und mit Zahlen und wissenschaftlichen Fakten belegen müssen.
So soll es etwa verbindliche Regeln geben, was als recyclingfähig gilt und wann ein Produkt als solches beworben werden darf. Laut dem Vorschlag müssten Unternehmen dann auch die Grenzen ihrer beworbenen Umweltversprechen klar abstecken. Als Beispiel nennt die Kommission synthetische Kleidung, die aus wiederverwendeten PET-Fasern gefertigt wurde. Das aufbereitete Altplastik hat eine so gute Qualität, dass es erneut für Lebensmittelverpackungen verwendet werden könnte. Es für Kleidung zu verwenden, ist Downcycling. Das Werbeversprechen sei irreführend, wenn diese Einschränkung nicht benannt werde. Der Vorschlag der EU-Kommission muss noch vom Europäischen Parlament und Rat gesichtet werden.
Die Forscher:innen, Kalifornien und die EU haben unterschiedliche Herangehensweisen, doch ein gemeinsames Ziel: Sie wollen den Fokus und die Verantwortung der Plastikkrise nicht nur auf die Konsument:innen lenken, wie es die Plastikindustrie in den letzten Jahren getan hat. Auch die Hersteller sollen in die Pflicht genommen werden. Eine Abrechnung mit dem Recyclingsymbol ist nur ein Anfang. Es wurde oft genug wiederverwendet. Jetzt ist es endgültig reif für die Tonne. Es braucht ein gründliches Makeover, oder etwas komplett Neues muss her.
8 Abenteuer vor der Haustür, mit denen du aus dem Alltag ausbrichst
June 26, 2023
Dies ist ein Artikel des werbefreien Magazins Perspective Daily. Lies hier noch mehr Nachrichten, die sich auf Lösungen fokussieren.Wir alle fühlen ...
Wir alle fühlen uns manchmal in unserem Alltagstrott gefangen. Ob Kinder, Beziehung, Arbeit oder Haushalt – diese täglichen Aufgaben können uns ermüden und zermürben. Daher ist es wichtig, Routinen ab und an zu durchbrechen, um Räume zu schaffen, in denen wir Luft holen, uns neu fokussieren und etwas erleben können.
Was könnte das besser als ein kleines Abenteuer?
Dafür musst du weder ans andere Ende der Welt reisen noch Berge besteigen, Rekorde aufstellen oder ein Adrenalinjunkie sein. Sogenannte »Mikroabenteuer« liegen direkt vor deiner Haustür, dauern kurz und kosten in der Regel nichts bis wenig. Sie müssen dich nur an einen Ort bringen: nach draußen, am besten in die Natur.
Ein Mikroabenteuer kann sehr unterschiedlich aussehen, denn beim Abenteuer geht es darum, die eigene Komfortzone zu verlassen, und die ist für jede:n anders.
Damit du Inspirationen für dein eigenes Mikroabenteuer bekommst, stellen wir dir 8 Erlebnisse vor, die uns helfen, aus unserem Alltag auszubrechen.
Mein erster Pilztrip – Maria Stich
Ich wäre gern Mitglied in einem Geheimbund. Allerdings nicht in einem spirituellen oder politischen, sondern in dem, der in das Wissen um essbare Wildpilze eingeweiht ist. Es ist zwar keine offizielle Vereinigung – als Außenstehende fühlt es sich manchmal aber genau so an. Denn in meiner Familie gibt es niemanden, der mir beibringen könnte, was ich beachten muss, wenn ich »in die Schwammerl gehen«1 möchte. Auch in meinem Freundeskreis sind keine Pilzsammler:innen.
Wer völlig neu in das Hobby einsteigen will, hat es schwer. Zum einen weiß ich nicht, wo ich suchen muss.2 Standorte, an denen besonders viele Speisepilze sprießen, werden von erfahrenen Sammler:innen wie Staatsgeheimnisse gehandhabt: Man spricht nicht darüber! Doch das viel größere Problem: Selbst wenn ich im Wald durch Zufall auf Pilze stoße, weiß ich nicht, welche davon essbar sind – und welche mich im schlimmsten Fall umbringen.3 Auf Bestimmungsbücher oder Apps verlasse ich mich dabei lieber nicht.
Um mein Bedürfnis nach frischen, selbst geernteten Pilzen zu stillen, habe ich in der Vergangenheit bereits 2 Versuche mit Zuchtpaketen für zu Hause gestartet. Auf Kaffeesatz sollten damit innerhalb von ein paar Tagen leckere Austernpilze und Rosenseitlinge gedeihen. Irgendetwas lief dabei aber schief, die Ernte fiel jedenfalls sehr (!) mau aus. Auch der Abenteuerfaktor, Zeit im Wald zu verbringen und etwas zu entdecken, fehlte mir bei dieser Art der Pilzernte komplett.
Umso mehr habe ich mich über einen Kurs meiner lokalen Volkshochschule gefreut, auf den ich durch Zufall gestoßen bin. Mitte Juli geht es für mich daher in den Wald. Einen Nachmittag lang erklärt ein Pilzsachverständiger, was Einsteiger:innen über die häufigsten Röhrenpilze wissen müssen: Wo und wann sie wachsen, wie sie aussehen und riechen, mit welchen giftigen Doppelgängern sie zu verwechseln sind und wie Pilze waldschonend gesammelt werden.
Viele regionale Naturschutzverbände und lokale Volkshochschulen bieten regelmäßig Pilzexkursionen mit Expert:innen an. Auf der Website des Deutschen Volkshochschul-Verbands findest du Angebote in deiner Nähe.
Eine »Hütte« im Wald bauen – Dirk Walbrühl
Wenn ich an ein Mikroabenteuer im Alltag denke, dann vor allem an die Waldbesuche mit meinem Sohn. Obwohl Mikro dabei nicht ganz stimmt, wenn es nach ihm geht. »Das ist ein großes Abenteuer«, gluckst der Kleine und meint damit etwas, was wir Erwachsenen leider ein Stück weit vergessen haben: man kann so viel mehr in einem Wald machen, als auf ausgetretenen Forstwegen anderen Spaziergänger:innen hinterherzudackeln!
Wenn ich mir ansehe, wie er keine 3 Meter nach Eingang des Waldes die Wege verlässt, Hügel rauf und runter rennt und dabei Dreck und Gestrüpp mitnimmt, erwacht auch in mir die eingerostete kindliche Abenteuerlust.
In Naturschutzgebieten gilt allerdings: »Nicht vom Weg abkommen!«. Informiere dich vor dem Waldbesuch, was erlaubt ist und was nicht
»Neugierig sein und anfassen« – so könnte man das beschreiben, was mir der ein Meter große Wirbelwind da vorlebt. Wer findet den besten Stock? (Na er!) Was ist da unter dem großen Stein? (Asseln und Würmer.) Komme ich da nicht vielleicht doch irgendwie durch das Geäst durch? (Natürlich, nur Mut!)
Ja, beim lebendigen Erkunden der Natur sind wir am Ende verschwitzt, verdreckt und mit einigen blauen Flecken versehen. Doch es lohnt sich, denn so lernen wir beide die Natur nicht nur aus der Distanz lieben, sondern vor allem respektieren. Dazu gehört natürlich auch das richtige Maß und Abstand von Wildpfaden, denn der Wald gehört den Tieren und wir sind nur Gäste.
Die Krönung des Waldabenteuers ist der Besuch bei unserem »geheimen Unterschlupf«. Das ist eine Art Tipizelt aus ineinander verkeilten Totholz-Ästen und Steinen in einer natürlichen Erdmulde, inklusive Baumstumpf-Sitzbank für die Snackpause aus dem Rucksack (alle Abfälle wieder mitnehmen!) oder zum Unterstellen, wenn das Wetter umschwingt.
Oft finden sich hier Spuren von Füchsen, Mardern oder Rehen, die unsere Hütte zeitweise bewohnen. Und jedes Mal gibt es etwas zu tun: Löcher durch Wind und Witterung stopfen oder einfach nur das bunte Blätterdach neu dekorieren. Während ansonsten zu viel unseres Alltags in Katalogen ausgesucht und im Netz bestellt wird, ist hier das großartige Gefühl noch erfahrbar, etwas mit den eigenen Händen zu bauen und zu pflegen.
Wenn das kein »großes Abenteuer« ist …
Critical Mass: Spontan im Bauch einer Fahrradmasse Berlins Straßen erobern – Julia Tappeiner
Abenteuer passieren meist ungeplant. Ganz nach diesem Motto fand ich mich letzten Sommer in einer auf Fahrradsatteln protestierenden Menschenmasse wieder, die die Straßen Berlins eroberte. Aber der Reihe nach.
Es ist Freitagabend, 23 Uhr in Berlin. Mein Freund und ich verlassen gerade eine Bar und wollen nach Hause radeln. Da fährt ein lauter Fahrrad-Mob an uns vorbei: Mehrere Hundert Leute. Sie nehmen die ganze Fahrbahn ein, klingeln unentwegt, aus den Boxen auf manchen Gepäckträgern schallt Musik, viele Räder leuchten in bunten Neonfarben. Flankiert werden sie von Polizeiautos.
Wir sind fasziniert und wollen herausfinden, wofür sie unterwegs sind. Spontan schließen wir uns an.
Wie ich beim Radeln erfahre: Die Aktion heißt »Critical Mass« (kritische Masse). Sie ist eine weltweite Bewegung. Rund einmal im Monat kommen Radfahrer:innen in verschiedenen Städten spontan zusammen und fahren durch die Innenstädte. Da die Aktionen nicht organisiert sind, gelten sie nicht als Demonstration. Aufmerksamkeit verschaffen die Radfahrenden trotzdem, indem sie als Pack die Straßen einnehmen. Das dürfen sie. Laut der Straßenverkehrsordnung können sich mehr als 15 Radfahrende zu einem geschlossenen Verband zusammentun. Für diesen Verband gelten die gleichen Verkehrsregeln wie für ein einzelnes Fahrzeug. Sie dürfen zu zweit nebeneinander fahren und eine Fahrbahn einnehmen. Mit den Aktionen wollen die Fahrradfahrer:innen auf den Radverkehr aufmerksam machen und sich ihren berechtigten Platz schaffen – denn große Städte richten ihre Verkehrsplanung immer noch auf Autos aus. Als Fahrradfahrer:in fühlt man sich oft unsicher oder an den Rand gedrängt.
In diesem Moment, im sicheren Bauch der Fahrradmasse, fühle ich mich so geborgen wie nie zuvor auf Berlins Straßen. Sonst immer als schwächstes Glied im Verkehrsstrom unterwegs, erlebe ich mich als ungewöhnlich stark. Die Autofahrer:innen müssen teils 20 Minuten lang warten, bis wir alle an ihnen vorbeigezogen sind.
Ein Schauer der Genugtuung läuft über meinen Rücken, wenn ein:e Autofahrer:in – von uns blockiert – verärgert auf die Hupe drückt. »Ja! Jetzt haben wir endlich mal Platz und nehmen die Straßen ein«, denke ich mir. Laut Erzählungen von anderen haben manche Autofahrer:innen gar Eier oder Tomaten geworfen.
Die Stimmung ist gut, wir quatschen mit vielen Teilnehmenden. Es ist ein bisschen wie auf einer Hausparty, auf der man von Grüppchen zu Grüppchen wandert und so neue Leute kennenlernt – nur radeln wir jetzt auf Satteln sitzend von Gruppe zu Gruppe. So fahren wir durch ganz Berlin. Stundenlang. Bis 2 Uhr morgens.
Wann hast du das letzte Mal eine Pfütze beachtet? Nicht, weil du versuchst, ihr auszuweichen, oder dich ärgerst, weil du nass gespritzt worden bist – sondern so richtig der Pfütze wegen. Ich habe es, zugegeben, noch nie gemacht. Vielleicht als Kind einmal. Bis ich den Text-Bild-Band »Die Wunderwelt der Pfützen« von Ursula Kosser und Susanne Bergius gelesen habe.
Darin schreiben die Journalistinnen über die kleinsten Gewässer der Erde, über das Leben in ihnen, wie wichtig sie weltweit für den Wasserkreislauf und Ökosysteme sind und ja, auch darüber, dass Pfützen vom Klimawandel und der Verstädterung bedroht sind. Es gibt sogar Theorien, die besagen, Leben sei nicht im Meer entstanden, sondern zuerst in Pfützen.
Seitdem mache ich eine kleine Pause, wenn ich an einer Pfütze vorbeikomme, die mein Interesse weckt, wie etwa durch eine Spiegelung. Dann hocke ich mich kurz hin und beobachte. Meistens finde ich dann schnell Lebenszeichen, die ich früher übersehen hätte: Wasserläufer, die über die ölig schimmernde Oberfläche tanzen, Kaulquappen in den verschiedensten Entwicklungsstadien, die halb unter schwimmenden Blättern versteckt sind. Ein Spatz, der sich abkühlt.
Beim Pfützenbeobachten werde ich oft beobachtet. Das Gefühl ist gewöhnungsbedürftig, lässt mit der Zeit aber nach
Die kurzlebigen Stillgewässer sind die Kinderstube für unzählige kleine Tiere und Insekten. Sie sind Wasser- und Lebensspender, lassen Samen von Pflanzen und Bäumen aufgehen, sorgen für Abkühlung. Auch die Spuren im Boden, wo einmal eine Pfütze war, erzählen Geschichten.
Es mag für andere vielleicht übertrieben klingen, doch wenn ich mich inzwischen zu einer Pfütze runterbeuge und beginne, sie bewusst zu inspizieren, bemerke ich, wie ich ruhiger werde. Fühle, wie vermeintlicher Stress abfällt und durch eine Faszination und Wertschätzung abgelöst wird. Das ist ein tolles Gefühl. Insgeheim hoffe ich, eines Tages einmal einen Europäischen Sommerschildkrebs zu entdecken, ein bis zu 7 Zentimeter großes Tierchen, das älter ist als die Dinosaurier. Nun habe ich keinen Grund mehr, Pfützen auszuweichen – nasse Füße brauche ich trotzdem nicht.
Wer sich nicht so leicht mit einem Sachbuch für seine Umwelt begeistern kann oder es gerne interaktiver mag, dem empfehle ich Bürgerwissenschaftsprojekte. Dort kommen Bürger:innen zu einem Thema zusammen, erkunden ihre Umwelt oder eine Region zu einem Thema – etwa: Wie sauber ist die Luft oder das Grundwasser? Wie viele Insekten tummeln sich im Stadtpark oder der Wildblumen-Insel? –, lernen, tauschen sich aus und bringen nebenbei die Forschung voran. Aktuelle Citizen-Science-Projekte in ganz Deutschland findest du hier.
»Was ist das?« Die Welt durch Kinderaugen betrachten – Lara Malberger
»Is das?«, immerhin schon 2 Meter weit sind wir gekommen, als unser 2-jähriger Sohn auf das erste Blatt am Wegesrand zeigt. Tja, was ist das? »Ein Blatt«, antworte ich. »Komm, wir gehen weiter.« Aber er ist verständlicherweise mit meiner halbherzigen Antwort nicht zufrieden: »Aber warum?«, fragt er. Und ich frage mich, ob er das Blatt meint oder die Tatsache, dass wir weitermüssen. Vielleicht beides ein bisschen.
Irgendwie habe ich für beides keine vernünftige Erklärung. Wir haben eigentlich keinen wichtigen Termin. Ich hatte mir lediglich vorgenommen, die große Wiese beim Mittagsspaziergang einmal komplett zu umrunden, und das Gefühl, das auch schaffen zu müssen. Aber warum?
Ich beschließe, mich von diesem willkürlichen Ziel zu verabschieden und weitere Fragen zu beantworten: »Is das?« Ha, das weiß ich: ein Marienkäfer. »Macht der da?« Hmm, krabbeln? »Is das?« Ein Schmetterling! Aber was für einer?
Was mich anfangs zugegeben noch einige Nerven gekostet hat, ist mittlerweile ein entschleunigendes Ritual geworden, bei dem auch ich eine ganze Menge lerne.4 Bin ich allein unterwegs, schenke ich meiner Umgebung nie so viel Beachtung wie auf diesen Kinderspaziergängen. Für kleine Kinder, das ist mir dabei wieder bewusst geworden, sind die Welt und ihre Bewohner noch unbekannt. Klar, dass sie viele Fragen haben. Hatte ich früher sicher auch und nun merke ich unterwegs: Ich habe sie auch heute nach 30 Jahren noch.
Mittlerweile haben mein Partner und ich uns ausgestattet, um nicht nur die Fragen unseres kleinsten Familienmitglieds zu beantworten, sondern auch unsere eigenen. Mithilfe der Apps Google-Lens (hilft bei Pflanzen und Insektenbestimmung) und einer Vogel-Gezwitscher-Bestimmungsapp namens »Bird Net«5 können wir »Is das?«-Fragen nun detailgetreu beantworten: »Ein Gemeiner Mistkäfer«, »ein Hausrotschwanz« oder »Wiesen-Schaumkraut«. Inklusive einiger interessanter Fakten zum jeweiligen Lebewesen: Die Hausrotschwänze, eine Singvogelart, nisten beispielsweise jedes Jahr am gleichen Ort, sobald sie aus ihrem Winterquartier zurückkommen (in der benachbarten Garage).
Die Details interessieren den 2-Jährigen zwar noch nicht so sehr, aber für uns machen sie das Pflanzen- und Tiere-Bestimmen deutlich interessanter – und jeden Spaziergang zu einem kleinen Abenteuer. Pro-Tipp für Kinderlose: Es gibt sicher Eltern im Freund:innenkreis, die sich aller Entschleunigung zum Trotz über einen Nachmittag ohne Tier-und-Pflanzen-Bestimmung freuen!
Bäume umarmen? Davon wollte ich lange nichts wissen – Leon Hartmann
Ich gebe es zu: Ich war immer einer dieser Menschen, die das Umarmen von Bäumen belächelt haben. Da ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, war ich schon als Kind viel in der Natur. Danach habe ich jahrelang direkt an einem Wald gewohnt. Aber Bäume umarmen? Das wäre mir niemals in den Sinn gekommen – bis wir in der Redaktion diesen Teamtext geplant haben.
Den wollte ich zum Anlass nehmen, um über meinen eigenen Schatten zu springen und bewusst ein Mikroabenteuer zu erleben. Also habe ich mich mitten in der Woche – zwischen Uni und Arbeit – auf den Weg gemacht. Mein Ziel: ein größerer städtischer Wald in meinem Wohnort. Weiter und weiter pirsche ich mich im Dickicht vor, um möglichst allein und ungestört zu sein. Ein Baum tut es mir schließlich besonders an; meines Wissens eine Buche. Efeu rankt sich an ihr hoch wie ein majestätisches Gewand.
Ob sich meine Ansicht geändert hat? Unerwartet, aber ja
Meinen Rucksack mitsamt Handy abgelegt, versuche ich alle meine Gedanken abzuschütteln und mich ganz auf mein Vorhaben einzulassen. Dann beginne ich, den Baum zu umarmen. Ich schließe die Augen, atme tief ein und aus, ein und aus, und nehme meine Umgebung bewusst wahr. Ich höre, wie die Vögel singen, wie der Waldboden raschelt und knackt. Der tosende Wind gibt mir dabei ein angenehmes Gefühl auf der Haut. Eine Ameise klettert mein Bein hoch, die Nadeln der Nachbartanne streifen meinen Arm. Die Rinde fühlt sich an meinen Händen rau, aber vertraut an. Je länger ich hier bin, desto ruhiger werde ich. Das Ganze hat etwas sehr Meditatives.
Irgendwo in der Ferne höre ich irgendwann einen Ast knacken, ich öffne meine Augen, lasse mich aus meiner meditativen Umarmung reißen. Kinder! Was sie über mich denken, kann ich mir sehr gut vorstellen. Mir kann es egal sein. Ich zumindest werde Bäume-umarmende Menschen nun nicht mehr belächeln, nachdem ich 15 Minuten lang ununterbrochen meine Buche umarmt habe. Denn das hat überraschend gutgetan.
Der »Overnighter«: Fahrrad, Zelt und los geht’s! – Felix Austen
»Das beste Fahrrad für dein erstes Bike-Abenteuer ist das, das in deinem Keller oder in deiner Garage steht!« Diese Binsenweisheit aus der Radelszene bringt gut auf den Punkt, worum es bei einem kleinen Alltags-Rad-Abenteuer wie dem »Overnighter« geht: Machen, losfahren, spontan sein.
Die Idee eines solchen Übernachtungsausfluges ist simpel: Fahre mit dem Rad raus in die Natur, suche dir dort ein lauschiges Plätzchen zum Schlafen und trete am nächsten Tag wieder den Heimweg an. Damit bietet der Overnighter das, worum es bei einem Mikroabenteuer geht, par excellence: den Ausbruch aus dem Alltag. Alles, was du brauchst, sind Schlafsack und Isomatte, ein kleines Zelt, ein wenig Verpflegung und eine Radtasche. Fürs erste Mal kann man sich das natürlich auch bei Freund:innen oder Bekannten ausborgen.
Schon die Suche nach einem abgeschiedenen Plätzchen, an dem sich das Zelt unbemerkt für eine Nacht aufschlagen lässt, hat für mich den Blick geändert, mit dem ich durch die umgebenden Wälder und Wiesen streife. Besonders aber die Geräusche, Gerüche und Stimmungen, die eine Nacht außerhalb jeglicher 4 Wände mit sich bringt, katapultieren mich trotz der kleinen Distanzen gefühlt in andere Welten.
Wem unwohl dabei ist, möglicherweise in einer rechtlichen Grauzone entdeckt zu werden, oder wer sich gar unsicher fühlt, kann auch einen Naturcampingplatz ansteuern oder sein Glück bei freundlichen Einheimischen6 versuchen.
Wie viel Strecke du dabei zurücklegst, welche Art des Nachtlagers du bevorzugst, ob es allein oder in Gesellschaft losgeht – es gibt viele Möglichkeiten, das kleine Abenteuer an die eigenen Vorlieben anzupassen. Viel Ausrüstung brauchst du jedenfalls nicht. Zeit übrigens auch nicht – mit ein bisschen Übung lässt sich der Overnighter auch unter der Woche zwischen Feierabend und dem nächsten Arbeitsbeginn einbauen.
Ich muss mich zugegeben immer ein wenig überwinden, zu einem Overnighter aufzubrechen – auch, weil ich am liebsten ganz ohne Gepäck radele. Doch wenn ich zurückkomme, stelle ich mir immer dieselbe Frage: Warum mache ich das nicht viel öfter?!
Geocaching: Schatzsuche in deiner Heimat – Dirk Walbrühl
Mikroabenteuer kann man überall erleben: sogar auf Parkplätzen, in Stadtgassen oder in Geschäften – wenn man weiß, wie! Geocaching heißt das Hobby dazu, das dich deine Umgebung mit einem neuen Blick ansehen lässt.
Die Idee ist simpel wie genial: Menschen verstecken kleine Schätze in wasserdichten Boxen (Caches) in der Umgebung, markieren die GPS-Koordinate auf einer Website und beschreiben den genauen Ort als Mini-Schatzsuche. Du kannst diese Abenteuer-Angebote auf einer Karte ansehen und das, was dich neugierig macht, in Angriff nehmen.
Was etwa verbirgt sich wohl hinter »Eine Schatzsuche der Mitmenschlichkeit«7 oder »Was mit Aussicht, Schiffe gucken«8?
Die meisten Caches führen zu erstaunlichen Orten, die normale Spaziergehende einfach nicht zu Gesicht bekommen. Das ist auch gut so, denn die Grundregel lautet: Muggel (also Nicht-Mitspielende) dürfen von all dem nichts mitbekommen.
Werde zur Geheimagentin oder zum Geheimagenten
So bildet sich ein erstaunliches Gemeinschaftsgefühl unter den Geocaching-Fans, die sich auf Suche nach einem Cache ein klein wenig wie moderne Geheimagent:innen fühlen dürfen. Nicht von ungefähr vernetzt das Hobby ungemein: In vielen Städten gibt es Geocaching-Gruppen, die Schätze nach Schwierigkeiten bewertet. Manche sind regelrechte Schnitzeljagden mit Laufstrecken von mehreren Kilometern, andere knifflige Rätsel, wozu sich Fans in Foren über Lösungen austauschen oder Tipps zu den besten GPS-Geräten9 für die Schnitzeljagd geben. Handys taugen zwar auch, sind aber etwas ungenau. Das Spiel ist inzwischen erstaunlich professionell geworden, inklusive digitaler Verläufe, wann Caches das letzte Mal kontrolliert wurden.
Als Belohnung des Ganzen kannst du deinen Namen als Beweis online und manchmal auch auf einem kleinen Zettel in der Schatzbox eintragen. Außerdem bekommst du das einmalige Erlebnis, von dem Moment an genau zu wissen, was sich unter dem wackeligen Ziegelstein hinter der Parkbank an der roten Mauer verbirgt, an dem alle anderen Menschen nur eilig vorbeihasten.
Über 200 Geo-Caches gibt es allein im Stadtgebiet von Münster, in Berlin oder Köln sind es deutlich mehr. Schaue auf der Geocaching-Website nach, wie viele es für deinen Ort sind.
Redaktionelle Bearbeitung: Julia Tappeiner und Désiree Schneider